Reiseabschied von der Frau von Joachim Ringelnatz

Nun wechselt mir die Welt,
Und andre Leute lenken
Mein Handeln und mein Denken.
Und ich bin einzeln hingestellt,
Bin frei und ohne Frau.
 
Wie schön! — So es vorübergeht!!
Weil wir einander so genau
Durchkennen und — —
 
Ein Wind, der weht,
10 
Gewitter funkt,
11 
Weil Neues Altes säubern muß.
 
12 
Mein letztes Lebewohl, ein Kuß,
13 
Ist nur, wie in der Schrift, ein Punkt.
 
14 
Bestehendes,
15 
Sei's Stein, braucht Fluß,
16 
Braucht Wehendes.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Reiseabschied von der Frau“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Reiseabschied von der Frau“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Dobald keine genaue Veröffentlichung genannt ist, kann es nur allgemein in die frühe Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden. Ringelnatz gilt als Vertreter der Neuen Sachlichkeit und ist bekannt für seine humorvollen und teils absurden Gedichte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und nachdenklich, erzeugt durch den thematischen Fokus auf Trennung und Veränderung. Gleichzeitig scheint aber auch eine gewisse Erleichterung und Freude über die neu gewonnene Freiheit durchzuklingen.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich eine Trennung von seiner Frau und damit einhergehend eine Veränderung seines Lebens und seiner Gewohnheiten zu durchlaufen. Er steht allein da, wird von anderen Menschen und Umständen geleitet („Nun wechselt mir die Welt,/Und andre Leute lenken/Mein Handeln und mein Denken.“) und fühlt sich frei, ist aber gleichzeitig unsicher über die Zukunft. Es besteht die Andeutung, dass die Trennung aufgrund einer genaueren Kenntnis des anderen geschehen ist („Weil wir einander so genau/Durchkennen und — —“). In dem Vergleich des Abschiedskusses mit einem Punkt in der Schrift wird eine Endgültigkeit der Trennung signalisiert.

Formal ist das Gedicht unregelmäßig strukturiert, wobei sich die Länge der Strophen zwischen zwei und fünf Versen bewegt. Es zeichnet sich durch einen freien Rhythmus ohne ein klares Reimschema aus, was die geschilderte Unsicherheit und Veränderung seines Lebens unterstreicht. Sprachlich zeichnet sich das Gedicht vor allem durch den Einsatz von Metaphern aus, wie zum Beispiel die Welt als sich verändernde Landschaft oder der Abschiedskuss als Punkt.

So verdeutlicht Ringelnatz mit seinem Gedicht „Reiseabschied von der Frau“ auf eindrückliche Weise das ambivalente Gefühl der Freiheit und Unsicherheit, das mit einer Trennung einhergeht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Reiseabschied von der Frau“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1932 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 67 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Zum Autor des Gedichtes „Reiseabschied von der Frau“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Reiseabschied von der Frau“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)

Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.