Reinigung von Heinrich Heine

Bleib’ du in deiner Meerestiefe,
Wahnsinniger Traum,
Der du einst so manche Nacht
Mein Herz mit falschem Glück gequält hast
Und jetzt, als See-Gespenst,
Sogar am hellen Tag’ mich bedrohest –
Bleib’ Du dort unten, in Ewigkeit,
Und ich werfe noch zu dir hinab
All meine Schmerzen und Sünden
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Und die Schellenkappe der Thorheit,
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Die so lange mein Haupt umklingelt,
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Und die kalte, gleißende Schlangenhaut
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Der Heuchelei,
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Die mir so lang’ die Seele umwunden,
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Die kranke Seele,
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Die gottverleugnende, engelverleugnende,
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Unselige Seele –
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Hoiho! hoiho! Da kommt der Wind!
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Die Segel auf! Sie flattern und schwell’n;
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Ueber die stillverderbliche Fläche
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Eilet das Schiff,
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Und es jauchzt die befreite Seele.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Reinigung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1825–1826
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Reinigung“ wurde von Heinrich Heine (1797-1856) verfasst, einem der bekanntesten Dichter und Schriftsteller Deutschlands im 19. Jahrhundert. Eine genaue Datierung des Gedichts ist nicht gegeben, es lässt sich aber allgemein in die Epoche des Vormärz einordnen.

Das Gedicht erzeugt auf den ersten Blick einen intensiven Eindruck von emotionaler Regung. Es scheint, als würde das lyrische Ich mit der Vergangenheit abrechnen und eine Art Selbstreinigung durchlaufen.

Inhaltlich geht es im Gedicht darum, dass das lyrische Ich einen „Wahnsinnigen Traum“ in die Tiefe des Meeres verbannen möchte. Dieser Traum hat das Herz des lyrischen Ichs mit „falschem Glück“ gequält und droht nun, wie ein See-Gespenst, auch am Tag. Das lyrische Ich möchte diesen Traum samt all seinen Schmerzen, Sünden und Fehlern zurückschicken in die Tiefe, sowie die „Schellenkappe der Thorheit“ und die „gleißende Schlangenhaut der Heuchelei“ die es lange belastet haben. Es beschreibt sich selbst als „gottverleugnende, engelverleugnende, unselige Seele“. Im letzten Teil des Gedichts nimmt das lyrische Ich mit „hoiho! hoiho! Da kommt der Wind!“ eine Veränderung wahr. Es setzt die Segel und das Schiff eilt über die „stillverderbliche Fläche“, während die Seele befreit aufjaucht.

Die Botschaft, die das lyrische Ich vermitteln möchte, bezieht sich auf Reinigung und Befreiung. Es möchte sich von den Dingen, die es belasten und quälen, befreien und gleichsam reinigen.

Formal handelt es sich bei diesem Gedicht um eine freie Form ohne Reim und festes Metrum. Die Sprache ist bildhaft und intensiv und verwendet maritime Motive, um die Innerlichkeit des lyrischen Ichs zu illustrieren. Der Gebrauch von starken Symbolen und die kontrastreiche Sprache unterstreichen die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs. Die Wortwahl gestaltet sich ausdrucksstark und gefühlvoll. Insgesamt kann man diese Form als sehr ausdrucksstark und intensiv beschreiben. Die maritime Symbolik und die sprachlichen Bilder dienen der Darstellung des emotionalen Innenlebens und beziehen den Leser direkt in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs mit ein.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Reinigung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1826. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 108 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Ach, ich sehne mich nach Thränen“, „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ und „Ahnung“. Zum Autor des Gedichtes „Reinigung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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