Regenschauer von Joachim Ringelnatz

Der erste dicke Tropfen schlug —
Es war wie Blut — mir auf die Hand.
Da ich den Himmel und das Laub verstand,
Schien nur das Publikum mir wie Betrug.
 
Ein Tropfenwitz traf meinen Wein.
Das Publikum mit fetten Torten
Floh unter neckisch dünnen Worten
Vom Garten in das Haus hinein.
Ich Dummplikum blieb ganz allein.
 
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Erst als der Kellner mir das Tischtuch kündigte,
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Bemerkte ich, wo falsch, wo echt ich sündigte,
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Ging auch ins Haus und übersann vergnügt:
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Wozu ein Regentropfen schon genügt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Regenschauer“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Regenschauer“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem deutschsprachigen Dichter und Schriftsteller aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, verfasst. Er war bekannt für seine humorvollen und oft unkonventionellen Gedichte und Geschichten.

Auf den ersten Eindruck vermittelt das Gedicht sowohl eine humoristische als auch eine nachdenkliche Stimmung. Es beginnt mit der Beschreibung eines ersten Regentropfens und bietet damit eine visuelle und sinnliche Darstellung, die die Aufmerksamkeit des Lesers auf das kommende Naturereignis lenkt.

Inhaltlich erzählt das Gedicht von dem lyrischen Ich, das einen Regenschauer erlebt und hierdurch auf verschiedene Weise mit seiner Umgebung interagiert. Die Menschen um ihn herum – das Publikum – fliehen vor dem Regen, während das lyrische ich zunächst alleine draußen bleibt, bis ihm der Kellner das Tischtuch wegzieht. Das zeigt, dass es im Kontrast zu den anderen Menschen eine andere Perspektive auf den Regen hat und das Wetter als etwas Positives sieht, das zum Nachdenken anregen kann.

Das lyrische Ich scheint eine Trennung zwischen sich und den anderen Menschen zu empfinden, die es als „Publikum“ bezeichnet und als betrügerisch empfindet. Es fühlt sich gleichzeitig als Teil der Natur und als Außenseiter gegenüber den anderen Menschen. Am Ende bedeutet der Regentropfen für das lyrische Ich eine Art Erkenntnis, eine Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Rolle in der Gesellschaft.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Verszahl, die ein abwechslungsreiches Lesetempo erzeugen. Die Sprache ist klar und anschaulich, mit bildhaften Vergleichen wie der Erste Tropfen, der „wie Blut“ auf die Hand des lyrischen Ichs schlägt. Ringelnatz' typischer Humor kommt etwa beim Wort „Dummplikum“ zum Tragen. Die Spielerei mit Worten und Sprache trägt zum unterhaltsamen und nachdenklichen Charakter des Gedichts bei. Das abschließende, fast philosophisch anmutende Resümee des lyrischen Ichs rundet das Gedicht ab und bietet Raum für eigene Interpretationen und Gedanken.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Regenschauer“ des Autors Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 82 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Zum Autor des Gedichtes „Regenschauer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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