Regen von Paul Haller

Leise rieselnd fallen Regentropfen
Durch die still gesenkten Birkenblätter,
Und das Sehnen der Seele
Stimmt zu diesem weichen Regenwetter.
 
Tränen sind sie eines Sommertages,
Diese Tropfen, die verrieselnd rauschen;
Die ein Heimwehlied singen,
Dem die lebensmüden Blumen lauschen.
 
Tonlos, ohne Sinn und ohne Worte
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Ist das Heimwehlied der Regentropfen;
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Nur ein Menschenherz hört es
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Und versteht’s an seinem eignen Klopfen.
 
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Nur die Seele singt die stummen Töne
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Von den grünen Notenblättern allen,
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Wenn die rieselnden Tropfen
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Durch die Birke heimlich niederfallen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Regen“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegend zu interpretierende Gedicht „Regen“ wurde von Paul Haller verfasst, der von 1882 bis 1920 lebte. Somit entstand das Werk während der späten Phase des literarischen Realismus oder am Anfang der Moderne.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und introspektiv, da es das stille Fallen des Regens und die ruhige Introspektion der Seele thematisiert. Es scheint ein Gefühl von Melancholie, aber auch von Frieden zu erzeugen, das durch den Regen und die sanfte Stille der Natur hervorgerufen wird.

Im Gedicht beschreibt das lyrische Ich, wie Regentropfen leise auf die Blätter von Birken fallen. Diese Regentropfen führen die lyrische Figur zu einer Sehnsucht oder einem Heimweh, das sie in Verbindung mit dem Regenwetter empfindet. Die Tropfen werden als „Tränen eines Sommertages“ anthropomorphisiert und sie „singen“ ein Lied, das nur das menschliche Herz hören und verstehen kann. Das Lied und seine Töne werden als stumm und sinnlos beschrieben, bis sie von der Seele gehört und interpretiert werden.

In Bezug auf die Form des Gedichts handelt es sich um eine regelmäßige Vierstrophigkeit. Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch einen ruhigen und einfachen, aber dennoch bildhaften und metaphorischen Duktus aus. So stehen der Regen und die Birkenblätter stellvertretend für Emotionen des lyrischen Ichs.

Konkret scheint das lyrische Ich die tieferen, oft unsichtbaren und unhörbaren Emotionen zu thematisieren, die jeder Mensch in sich trägt. Die Metapher des Regens und der singenden Regentropfen dient dazu, diese inneren Gefühle darzustellen. Es könnte als ein Kommentar zu der menschlichen Neigung, tiefere Emotionen zu unterdrücken, betrachtet werden und unterstreicht gleichzeitig die Bedeutung einer Verbindung zur Natur in unserer emotionalen Landschaft.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Regen“ des Autors Paul Haller. Im Jahr 1882 wurde Haller in Rein bei Brugg geboren. In der Zeit von 1898 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Aarau. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Naturalismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Haller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 82 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „Adie Wält“, „An die Mutter“ und „An die blasse Sonne I“. Zum Autor des Gedichtes „Regen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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