Regel für Kranke von Wilhelm Hauff

Hast du mit dem Apotheker Streit,
Es dem Arzt zu klagen vermeid’!
Hast du über den Arzt zu klagen,
Sollst du’s nicht dem Apotheker sagen;
Denn sind sie auch Feinde immerdar,
So werden sie Freund’ am neuen Jahr,
Verkünden: der hat dies gesagt,
Und mir hat er von dir geklagt.
Wirst du nun krank in den ersten Wochen,
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Die Arznei sie zusammenkochen:
 
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„Recipe: Was er uns gethan,
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Rühren wir ihm jetzt doppelt an;
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Zwanzig Drachmen von seinen Klagen
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Mit Asa foetida für den Magen.
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Misceatur, detur, nebst unsrem Groll,
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Alle Stunden zwei Löffel voll.“
 
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Und stirbst du nicht in der Blütezeit
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Ihrer neuen Herzinnigkeit,
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Lassen sie dich so lange liegen
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Bis sie selbst wieder Händel kriegen.
 
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* * *
 
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Merke: Zweier Gegner Klagen
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Mußt du nicht hin- und widertragen!
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Weißt nicht, ob, die geschieden scheinen,
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Sich nachmals gegen dich vereinen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Regel für Kranke“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
um 1826
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht heißt „Regel für Kranke“ und stammt von dem deutschen Schriftsteller Wilhelm Hauff, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es eine Art satirischer Ratgeber für den Umgang mit Ärzten und Apothekern darstellt. Das lyrische Ich gibt dem Leser dabei eine wichtige Lektion: Es warnt vor dem Tratschen zwischen zwei Menschen, die vermeintlich im Streit liegen.

Im Gedichtinhalt geht es explizit um den Konflikt zwischen einem Arzt und Apotheker. Das lyrische Ich rät dazu, sich nicht in deren Streitigkeiten zu involvieren und Klagen über den einen nicht beim anderen abzuladen, da sie trotz ihrer Differenzen im neuen Jahr wieder Freunde werden könnten. Diese neu entstandene Allianz könnte sich gegen den Patienten richten, der die Klagen überbracht hat. In den abschließenden Versen wird der Leser vor den Gefahren gewarnt, sollte diese Regel missachtet werden. Dabei könnte es sich aber auch um eine übertragene Warnung vor dem Tratschen im Allgemeinen handeln.

Bei der Analyse der Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht streng strukturiert ist und verschiedene festgelegte Strophenformen sowie ein durchgehendes Versmaß aufweist. Die Sprache ist klar und einfach, was die Verständlichkeit des Gedichts und die Verbreitung seiner Botschaft unterstützt. Durch satirische und humorvolle Elemente wie die Vermenschlichung des Arztes und Apothekers und die überspitzte Darstellung ihrer Streitigkeiten und Versöhnung wird das Gedicht lebendig und unterhaltsam. Die wiederholte Verwendung des Wortes 'Klagen' betont die zentrale Warnung des Gedichts.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Regel für Kranke“ ist Wilhelm Hauff. Im Jahr 1802 wurde Hauff in Stuttgart geboren. 1826 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 138 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Die Gedichte „Vom Turme, da ich oft gesehen“ sind weitere Werke des Autors Wilhelm Hauff. Zum Autor des Gedichtes „Regel für Kranke“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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