Rast auf Wanderschaft von Joachim Ringelnatz

Der Lautsprecher sprach, doch ich hörte es nicht.
Er sprach zu dumm und zu laut. –
Ein Stiefmütterchen mit einem Bulldoggesicht
Hat mich angeschaut.
 
Wir saßen im Freien, gezwungen ganz frei,
In dem böhmischen Orte Grün.
Wir waren nicht reich, doch wir waren unsrer drei
Und Freunde, – Und Freundschaft macht kühn.
 
Das gelbe Mütterchen, braun getupft,
10 
Konnte auch ein Schmetterling sein.
11 
Ich hab’s abgerupft. Unser Herz hat gehupft.
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Drei Freunde bei zwei Glas Wein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Rast auf Wanderschaft“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Rast auf Wanderschaft“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Sein Werk gehört somit in die Epoche der Moderne.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und absurd. Ringelnatz ist bekannt für seine skurrilen, oft fröhlich-versponnenen Verse, die oft eine tragische oder melancholische Note enthalten.

Im ersten Teil des Gedichts beschreibt das lyrische Ich, wie es sich gestört fühlt von einem Lautsprecher, der zu dumm und zu laut spricht. Dann lenkt jedoch ein Stiefmütterchen mit einem Bulldoggengesicht seine Aufmerksamkeit auf sich. Der zweite Teil des Gedichts zeigt das lyrische Ich und zwei Freunde in einem böhmischen Ort namens Grün, wo sie zwangsweise im Freien sitzen, aber durch Freundschaft vereint und mutig sind. Im letzten Teil des Gedichts pflückt das lyrische Ich das Stiefmütterchen und sie haben Spaß mit zwei Gläsern Wein.

Das Gedicht scheint auf den ersten Blick Humor durch das groteske Bild des Stiefmütterchens mit einem Bulldoggesicht auszudrücken. Kann aber auch als Kritik gegenüber der Technologie und der Industrialisierung gesehen werden, was durch den störenden Lautsprecher symbolisiert wird. Die Freundschaft und die gemeinsame Zeit in der Natur werden als wertvoller angesehen.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in vier Verse und drei Strophen unterteilt. Die Sprache ist einfach und klar, ohne gezielten Einsatz von Reimen. Dennoch benötigt Ringelnatz nur wenige Worte, um ein lebendiges und detailliertes Bild zu schaffen. Dabei spielt er mit unerwarteten Bildern und Verbindungen, wie dem Stiefmütterchen mit einem Bulldoggengesicht oder dem Herzen, das „gehupft“ hat. Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht ein Beispiel für Ringelnatz' Fähigkeit ist, bezaubernde kleine Alltagsszenen zu schaffen und sie gleichzeitig mit tieferer Bedeutung zu füllen.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Rast auf Wanderschaft“. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1933. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Rast auf Wanderschaft“ weitere 560 Gedichte vor.

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