Rachegelüst von Joachim Ringelnatz

Wenn die Menschen dumpf sich nicht getraun,
Wenn sie feig und heuchlerisch sich fügen
Und ihr Glück auf ihre Schlauheit baun,
Redliches bedrücken und betrügen.
 
Wenn sie schleichen, flüstern und sich ducken,
Andrerseits aus Würde sich genieren, – –
O dann müßte etwas explodieren.
Und ein Riese müßte sich erheben
Über sie und sie nicht etwa töten,
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Sondern saftig, kräftig sie bespucken,
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Um sie für ihr weitres Leben
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Als verschleimte, fette Warzenkröten
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In ein Glashaus einzusperrn.
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Und ich würde durch die Scheiben gucken
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Und sie grüßen: „Hochverehrte Herrn!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Rachegelüst“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Die zeitliche Einordnung liegt somit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine satirische Kritik an bestimmten Menschentypen oder Verhaltensweisen zu sein. Der Autor verwendet schwarzen Humor und Groteske, um seine Missbilligung und Abscheu auszudrücken.

In dem Gedicht drückt das lyrische Ich seine Unzufriedenheit und Wut über bestimmte Menschen aus. Diese sind charakterisiert durch Heuchelei, Feigheit, Arglist und Betrug. Sie sind weder mutig noch ehrlich, sondern verstecken sich hinter falscher Würde. Das lyrisische Ich hat den starken Wunsch, dass diese Menschen bestraft werden sollen. Es wünscht sich die Erhebung eines Riesen, der diese Menschen nicht tötet, sondern sie demütigt, indem er sie anschließend in einem Glashaus einsperrt. Das lyrisische Ich würde diese eingesperrten Menschen dann beobachten und spöttisch grüßen.

In Bezug auf die Form hat das Gedicht 15 Verse, die in zwei Strophen unterteilt sind. Die erste Strophe besteht aus vier Versen und die zweite aus elf. Diese unregelmäßige Struktur könnte die Unvorhersehbarkeit und das Chaos widerspiegeln, das das lyrische Ich sich für die karikierten Menschen wünscht.

Die Sprache des Gedichts zeichnet sich durch eine direkte und scharfe Ausdrucksweise aus. Es gibt eine reiche Verwendung von Bildern und Metaphern, wie zum Beispiel „verschleimte, fette Warzenkröten“, die sowohl eine körperliche Verwandlung als auch eine moralische Degradierung impliziert. Der Gebrauch der ersten Person unterstreicht die persönliche Natur der Anklage und das Gefühl der moralischen Entrüstung, das der Autor zu vermitteln versucht.

Zusammenfassend ist das Gedicht „Rachegelüst“ von Joachim Ringelnatz eine bissige Sozialkritik, die Heuchelei und Feigheit auf deckt und satirisch bestraft.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Rachegelüst“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 86 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Rachegelüst“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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