Psst! von Joachim Ringelnatz

Träume deine Träume in Ruh.
 
Wenn du niemandem mehr traust,
Schließe die Türen zu,
Auch deine Fenster,
Damit du nichts mehr schaust.
 
Sei still in deiner Stille,
Wie wenn dich niemand sieht.
Auch was dann geschieht,
Ist nicht dein Wille.
 
10 
Und im dunkelsten Schatten
11 
Lies das Buch ohne Wort.
 
12 
Was wir haben, was wir hatten,
13 
Was wir – –
14 
Eines Morgens ist alles fort.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Psst!“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Psst!“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche der Neuen Sachlichkeit einordnen, die sich durch eine nüchterne, realistische Sicht auf gesellschaftliche Phänomene auszeichnet.

Beim ersten Lesen drängt sich ein Gefühl von Melancholie und Einsamkeit auf. Diese wird durch die metaphorische Aufforderung zum Rückzug hervorgerufen – von der Gesellschaft, von der Außenwelt, sogar von sich selbst.

In einfachen Worten beschreibt das lyrische Ich eine Situation, in der das Individuum seine Träume in der Ruhe sucht und sich dabei von der Außenwelt abschottet. Dies wird insbesondere durch die Phrasen „Schließe die Türen zu“, „Auch deine Fenster“ und „Sei still in deiner Stille“ verdeutlicht. Es scheint, als präsentiere das Ich einen Weg, um der Verunsicherung und dem Misstrauen in der Welt zu entfliehen.

In der Form unterscheidet sich das Gedicht dadurch, dass es aus fünf Strophen unterschiedlicher Länge besteht. Die Kürze der Verse und Strophen sowie der sparsame Gebrauch von Reimen können als Spiegel der im Text dargestellten Isolation und Reduzierung auf das Wesentliche gesehen werden.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, jedoch auch metaphorisch. Es wird auf das Bild des abschottenden Rückzugsraums sowie jenes des Lesens eines „Buches ohne Wort“ zurückgegriffen, was als Symbol für gedankliche Abwesenheit oder innere Leere interpretiert werden kann.

Ein zentrales Thema des Gedichts scheint die Vergänglichkeit und die Erkenntnis der Endlichkeit alles Seienden zu sein. Dies wird durch den abschließenden Vers „Eines Morgens ist alles fort“ besonders deutlich hervorgehoben, der einen plötzlichen Bruch, vielleicht den Tod, suggeriert und in seiner Schockwirkung durch das abrupt abgebrochene „Was wir – –“ noch verstärkt wird.

Insgesamt lässt sich der Text as eine Aufforderung lesen, sich auf das eigene Innere zu besinnen und sich aus dem Trubel der Welt zurückzuziehen, um sich selbst, seine Erinnerungen und Träume zu bewahren und zu pflegen – in dem Bewusstsein, dass alles endlich und vergänglich ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Psst!“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1934 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 62 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Zum Autor des Gedichtes „Psst!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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