An mein Täubchen von Jakob Friedrich von Abel
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Geh trautes liebes Täubchen du |
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Zu Minna meiner kleinen, |
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Und was ich sag, das thu, das thu |
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Bei Minna meiner kleinen. |
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Siehst du zwei Augen himmelblau |
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Die sanft von Sehnsucht glühen, |
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Und Wangen, die gleich Rosenthau |
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In Frühlingsanmuth blühen; |
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Lacht aus den Bliken Himmelsruh |
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Und holde Engelreine, |
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O Täubchen, trautes Täubchen du, |
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’S ist Minna meine kleine! |
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Nun fliehe zärtlich schmeichelnd hin |
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Der kleinen liebzukosen, |
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Und lisple sanft in Seufzergen |
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Durch Düfte junger Rosen. |
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„Ich bin ein Täubchen jung und zart |
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Aus Zypris Myrtenhayne, |
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Bin auch gar freundlich, frommer Art, |
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Heiß die verliebte kleine. |
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„Ein Täubchen liebt mich, schöner ist |
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Kein Täubchen in dem Hayne, |
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Scherzt, tändelt, nikt und pikt und küßt, |
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Heißt der verliebte kleine. |
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„So fließet unser Dasein hin |
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Wie Wonnethränchen süße, |
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Süß wie ein Wollustseufzergen |
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Im Taumel trunkner Küsse.„ |
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Dann flattre zärtlich um sie her |
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Wie Rosenblüthchen schwirre |
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In bangem süßen Krais umher |
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Und liebeseufzend girre, |
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Bis sich die liebetrunkne Brust |
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Von sanfter Ahnung hebet, |
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Und schon geheimer Liebe Lust |
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Im bangen Busen bebet. |
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Dann flieh ich, zitternd fliehe ich |
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Zur kleinen Liebewarmen, |
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Ach Minna, Minna höre mich! |
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Ich sterb in deinen Armen. |
Details zum Gedicht „An mein Täubchen“
Jakob Friedrich von Abel
10
40
186
1782
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „An mein Täubchen“ ist Jakob Friedrich von Abel, der von 1751 bis 1829 lebte. Das Gedicht lässt sich demnach in den Kontext des ausgehenden Sturm und Drang und frühromantischen Übergangs einordnen, in eine Zeit also, in der viel Wert auf Gefühl, Leidenschaft und Natur gelegt wurde.
Diese lyrischen Tendenzen spiegeln sich auch in dem vorliegenden Gedicht von Abel wider. Auf den ersten Blick wird eine zarte, romantische Stimmung transportiert, die von Zärtlichkeit, Liebe und Verlangen geprägt ist. Das Gedicht ist an ein „Täubchen“ gerichtet, das als Übermittler einer Liebesbotschaft fungiert und zur Geliebten, Minna, geschickt wird.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich zunächst seine Liebe zu Minna und die Schönheit ihrer Augen und Wangen. Das „Täubchen“ wird beauftragt, diese Gefühle zu ihr zu tragen und von der Liebe des Dichters zu berichten. Es wird eine paradiesische, geradezu himmlische Atmosphäre erschaffen, in der das „Täubchen“ als Symbol der Unschuld, Reinheit und Zärtlichkeit dient. Abschließend wird das sehr direkte, körperliche Verlangen nach Minna ausgedrückt, die gleichzeitig als sanft und liebevoll beschrieben wird.
Formal besteht das Gedicht aus zehn Strophen zu je vier Versen. Auffällig ist die Wiederholung von Worten und Phrasen wie „Täubchen“, „kleine“, „liebe“ und „Minna“, die den rhythmischen Fluss des Gedichts unterstützen und gleichzeitig die emotionalen Gefühle des lyrischen Ichs betonen.
Von der Sprache her ist das Gedicht stark bildhaft und benutzt viele Natur- und Gefühlsanalogien. Es ist sehr emotional und romantisch. Der Autor verwendet viele Adjektive, um seine tiefe Liebe und sein Verlangen nach Minna zu beschreiben. Die Natur dient dabei als Schauplatz und Metapher für die Gefühlswelt des Sprechers, was typisch ist für die Sturm und Drang Epoche bzw. die Frühromantik.
Insgesamt lässt sich interpretieren, dass Abel in „An mein Täubchen“ das klassische Motiv der unerfüllten Liebe aufgreift, dabei aber ein hohes Maß an Emotionalität und Romantik zum Ausdruck bringt. Die starke Präsenz der Natur unterstreicht dies und lässt das Gedicht als Beispiel der Frühromantik erscheinen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An mein Täubchen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Jakob Friedrich von Abel. Der Autor Jakob Friedrich von Abel wurde 1751 in Vaihingen an der Enz geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1782. Erschienen ist der Text in Stuttgart. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 186 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Die Gedichte „An Fanny“, „An Gott“ und „Fluch eines Eifersüchtigen“ sind weitere Werke des Autors Jakob Friedrich von Abel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An mein Täubchen“ keine weiteren Gedichte vor.
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