Poetenreise von Heinrich Kämpchen

Nun will in Luft und Sonnenschein
Ich mir die Glieder baden,
Will wandern in das Land hinein
Auf maiengrünen Pfaden.
Zur Bergeshöh’, zum Talesgrund,
Wo’s sonnig ist und farbenbunt,
Will ich die Schritte lenken. –
 
Gepäck, Ballast – das gibt es nicht,
Will leicht und fröhlich wandern,
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Was mich beschwert an Zollgewicht,
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Das überlaß ich andern,
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Die vollbepackt auf Reisen geh’n –
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Ich will nur Menschen, Menschen seh’n
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Und die Natur belauschen. –
 
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Den grünen Wald, den Wasserfall,
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Der von den Felsen springet,
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Die Berge mit dem Widerhall,
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Wenn froh der Hirte singet –
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Die Burgen, die in Trümmern steh’n,
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Dies alles, alles will ich seh’n
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Auf meinen Wanderungen. –
 
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Und komm ich dann zurück nach Haus
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In meine Stubenenge,
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Dann flecht’ ich einen bunten Strauß
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Der Lieder und Gesänge
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Vom Schönen, was mein Aug’ geschaut,
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Was Phantasie mir anvertraut
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Für andre Menschenkinder. –
 
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Ich hab’s geseh’n, sie sahen’s nicht
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Und sollen doch sich freuen
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Mit mir an Glanz und Sonnenlicht
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Im wunderschönen Maien. –
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So steck’ ich mir das Reiseziel,
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Und sei es wenig oder viel,
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Ich werde es vollbringen. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Poetenreise“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
181
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Heinrich Kämpchen, ein deutscher Dichter, der von 1847 bis 1912 lebte. Das Gedicht wurde daher wahrscheinlich in der Zeit der späten Romantik oder dem Naturalismus verfasst, genaue zeitliche Einordnung kann nur anhand weiterer Recherchen erfolgen.

Beim ersten Lesen gibt das Gedicht ein starkes Gefühl der Freiheit, Ungebundenheit und Sehnsucht nach Entdeckung und Abenteuer. Es vermittelt Leichtigkeit und Freiheit vom Alltagsleben und von gesellschaftlichen Zwängen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Reise eines Poeten. Es wird beschrieben, wie er durch die Natur streift, detailscharf die Umgebung wahrnimmt und von der Schönheit und Einzigartigkeit dessen, was er sieht, inspiriert wird. Am Ende kehrt er nach Hause zurück, um seine Erinnerungen und Erlebnisse in Liedern und Gedichten für andere Menschen festzuhalten. Der Dichter strebt danach, die Schönheit, die er erlebt hat, an andere weiterzugeben, die diese Erfahrungen nicht selbst gemacht haben.

Die Form des Gedichts ist in fünf Strophen mit jeweils sieben Versen unterteilt. Die Sprache ist lyrisch und mit natürlichen und farbigen Beschreibungen durchsetzt, es wird ein starkes Bild von Freiheit und Einigkeit mit der Natur erzeugt. Es besteht kein Reimschema, was die Freiheit und Spontanität, die das lyrische Ich fühlt, widerspiegeln könnte. Die Metaphern und Vergleiche sind typisch für die Dichtung der Romantik und eine detailgenaue Naturbeschreibung war nicht unüblich in dieser Epoche.

Insgesamt kann das Gedicht als ein Plädoyer für Freiheit, Kreativität und die Wertschätzung der Natur interpretiert werden. Es ist ein Aufruf an die Leser, die Schönheit der Welt um sich herum zu erkunden und wahrzunehmen und diese Erfahrungen mit anderen zu teilen.

Weitere Informationen

Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Poetenreise“. 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 181 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Grabe der Mutter“, „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“ und „Am Marienbrönnlein“. Zum Autor des Gedichtes „Poetenreise“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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