Platzmusik in Stuttgart von Joachim Ringelnatz
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Das ist ein froher Sonntagsblick: |
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Stuttgart, Studenten, Platzmusik. |
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Da stehen sie in Grüppchen |
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Nach Kopfbedeckung, grün, rot, blau |
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Und löffeln sich ihr Süppchen |
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Und wissen alle nichts genau. |
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Warum wird nicht gesungen, |
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Warum wird nicht marschiert zum Takt |
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Der Zeitmiliz, die alles packt? |
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Es bummeln diese Jungen |
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Vorbei, ein wachsendes Geschlecht, |
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Von keinem Zwang gezwungen. |
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Sie haben recht. |
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Der Platz ist schön. Der Platz ist weit. |
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Ein Sonntagsvolksgewimmel |
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Hat seine eigene Einigkeit |
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Und einen offiziellen Himmel. |
Details zum Gedicht „Platzmusik in Stuttgart“
Joachim Ringelnatz
5
17
76
1928
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Der Verfasser des Gedichtes „Platzmusik in Stuttgart“ ist Joachim Ringelnatz, ein bedeutender deutscher Kabarettist, Literat und Maler der Weimarer Republik, der besonders für seine komischen und absurden Gedichte bekannt ist. Das Gedicht wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfasst.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine heitere Szenerie eines Sonntagnachmittags auf einem Platz in Stuttgart darzustellen, das geprägt ist von Musik, Geselligkeit und jugendlicher Leichtigkeit. Es entsteht ein buntes und lebhaftes Bild, das scheinbar mit positiven Emotionen verbunden ist.
Inhaltlich beobachtet das lyrische Ich eine Gruppe von Studenten auf einem Platz in Stuttgart, die in Gruppen zusammenstehen und ihre Freizeit genießen. Sie sind in ihrem Verhalten und ihrer Kleidung sehr individuell und ungezwungen. Das lyrische Ich stellt Fragen: Warum sie nicht singen, warum sie nicht zum Takt marschieren und zeigt Bewunderung für die Freiheit und Unabhängigkeit der jungen Menschen („Von keinem Zwang gezwungen. Sie haben recht.“).
In der Form und Sprache des Gedichts zeigt sich typisch für Ringelnatz eine einfache Sprache und eine klare, zugängliche Struktur. Die Verse sind kurz und prägnant, es gibt keinen durchgängigen Reim. In dieser scheinbaren Simplizität zeigt sich allerdings auch das Können des Dichters: Mit wenigen Worten gelingt es ihm, komplexe Situationen und Stimmungen einzufangen.
Die stärkste wirkende Metapher ist das „offizielle Himmel“ - es lässt sich als ein Symbol für das Sinnbild einer höheren Ordnung und Gemeinschaft deuten. Es geht darum, dass das, was an diesem Platz in Stuttgart geschieht, gesellschaftlich anerkannt und gebilligt ist, dass es zum „offiziellen“ Teil des Lebens gehört.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Platzmusik in Stuttgart“ ein lebhaftes Stimmungsbild zeichnet, dabei jedoch auch subtil tiefergehende Fragen nach Freiheit, Individualität und Gesellschaftskonformität aufwirft. Es ist damit durchaus repräsentativ für das Werk von Joachim Ringelnatz.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Platzmusik in Stuttgart“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 76 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Platzmusik in Stuttgart“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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