Pirschgang von Frank Wedekind

Laßt mich schnobern, laßt mich schnüffeln
Durch die Stille der Wälder fort.
Schon wittre ich das schwellende Fleisch der Trüffeln,
Der saftigen Brünetten von Perigord.
 
Hier ist der Ort. Ich wetze die Hauer,
Ich bohre den Rüssel wohl in den Grund –
Wie macht doch Arbeit das Leben sauer,
Die Seele krank und die Glieder wund!
 
Gierig verschling’ ich die prickelnden Früchte,
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Bis mich der Satan im Rücken kneipt –
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Es ist die alte Passionsgeschichte,
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Daß unsere Freude sich selbst entleibt.
 
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Sie läßt sich erjagen, sie läßt sich haschen,
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Die Pulse fliegen, das Herz schlägt wild.
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Und zieht man die Himmelstochter auf Flaschen,
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Sie schwindet dahin wie ein Schattenbild. –
 
17 
Noch eine der haltbarsten Delikatessen
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Ist frischer Lippen flammender Kuß;
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Der Hunger steigert sich mit dem Essen,
20 
Und im Genießen wächst der Genuß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Pirschgang“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
130
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Pirschgang“ stammt von Frank Wedekind, einem deutschen Schriftsteller und Dramatiker, der zwischen 1864 und 1918 lebte. Somit gehört es zeitlich in die Epoche der Moderne.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht den Eindruck, als handele es von einem Tier auf der Jagd in einem Wald. Wedekind spielt hier mit Metaphern und Vergleichen, um tiefergehende menschliche Existenz- und Lebenserfahrungen zu thematisieren.

Das lyrische Ich durchstreift den Wald und sucht nach Trüffeln, was als Metapher für Begehren und Streben nach Genuss und Sinnlichkeit verstanden werden kann. Die Trüffel werden dabei mit „saftigen Brünetten“ assoziiert - hier dominiert eindeutig der erotischer Unterton. Es zeigt sich jedoch, dass die Jagd nach Genuss und Vergnügen mit Mühe und Anstrengung verbunden ist, und dass das lyrische Ich erkennt, wie die Arbeit das Leben „sauer“ macht.

Die dritte und vierte Strophe handeln vom Genuss und dem schmerzhaften Ende, den der Genuss oft mit sich bringt. Dies wird metaphorisch durch den Teufel dargestellt, der das lyrische Ich kneipt, wobei die Freude als ungreifbar und flüchtig dargestellt wird.

Zum Schluss wird explizit die Diskrepanz zwischen der anfänglichen Lust und dem abfallenden Genuss verdeutlicht. Der Hunger steigt mit dem Essen, also der Begehren wachsen mit der Befriedigung des Begehrens.

Das Gedicht besitzt eine eher einfache, aber dennoch wirkungsvolle Sprache. Es ist rhythmisch und reimt sich. Es baut eine Atmosphäre der Begierde und der Erwartung auf, die dann in Enttäuschung und Ernüchterung umschlägt. Wedekind ist bekannt für seine düsteren und provokativen Darstellungen der menschlichen Natur und auch in „Pirschgang“ stellt er die euphorische Jagd nach Genuss und die Konsequenzen, die das Streben nach Vergnügen mit sich bringen kann, eindringlich zur Schau.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Pirschgang“ ist Frank Wedekind. Im Jahr 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1905. München ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 130 Worte. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „Abschied“, „Abschied“ und „Albumblatt“. Zum Autor des Gedichtes „Pirschgang“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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