An einen jungen Prahler von Johann Wolfgang von Goethe

Dir hat, wie du mir selbst erzählt,
Es nie an Phillis Gunst gefehlt.
Du sprichst, dir hab sie viel erlaubt,
Und du ihr noch weit mehr geraubt.
Doch jezt kommt sie, es wird sehr viel davon gesprochen,
In wenig Tagen in die Wochen.
Was könnte nun vom Argwohn dich befreyn,
Der Vater dieses Kind's zu seyn ?
Wärst du nicht gar zu klein !
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An einen jungen Prahler“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1767
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Johann Wolfgang von Goethe, ein deutscher Dichter der literarischen Epoche der Weimarer Klassik, welcher von 1749 bis 1832 lebte. Während seiner langen Schaffensperiode übte Goethe eine erhebliche Einflussnahme auf die deutsche Literatur aus.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht schelmisch und ziemlich direkt. Es handelt von einem Prahlhans, der behauptet, er hatte eine enge Beziehung zu einer Frau namens Phillis und dass er sie sogar ausgenutzt hat. Nun besteht jedoch der Verdacht, dass Phillis von ihm schwanger ist und dies sorgt für Spannung. Der Ich-Erzähler ruft den Prahlhans dazu auf, seine Verantwortung zu übernehmen, allerdings endet das Gedicht mit einer ironischen Bemerkung, dass der Prahlhans für solch eine Verantwortung zu unreif bzw. „zu klein“ sei.

Das lyrische Ich erweist sich als hintergründiger Kommentator der Situation und des Verhaltens des Prahlhans. Es wird eine Haltung von Kritik und Ironie gegenüber der übermäßigen Selbstwertschätzung und Unreife des Prahlhans eingenommen. Darüber hinaus kann eine gewisse soziale Kritik in Bezug auf Männlichkeitsbilder der damaligen Zeit und die Rolle der Vaterschaft interpretiert werden.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit neun Versen. Die Rhythmik erscheint als freie, gemischte Form, was hintersinnig zur offenen Kritik an der Unreife des Prahlhans passt. Die genutzte Sprache ist direkte Alltagssprache des 18. Jahrhunderts, was die Verständlichkeit erhöht und die Ironie unterstreicht. Besonders markant ist der Schlussvers, der die zentrale ironische Pointe setzt. Die Sprache ist klar und verständlich, was sowohl für das Verständnis als auch für die humorvolle Tonart des Gedichts von Vorteil ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An einen jungen Prahler“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. 1767 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich aber auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest der Epoche des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Literaturepoche der Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Literaturepoche waren Goethe und Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod 1832 ihr Ende nahm. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Die Autoren der Weimarer Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit zu erreichen. In der Weimarer Klassik wird eine sehr geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich immer wieder an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das Gedicht besteht aus 9 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 62 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „An die Entfernte“, „An die Günstigen“ und „An meine Lieder“. Zum Autor des Gedichtes „An einen jungen Prahler“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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