Philosophie von Klabund

Ein Philosoph schlug einen Kreis.
Wer weiß,
was er damit bedachte.
 
Und siehe da – wie hingeschnellt
hat sich ein zweiter zugesellt.
Da war es eine Achte.
 
So gehts den Philosophen meist,
daß sie zwei nackte Nullen dreist
zu einer Acht erheben.
 
10 
Doch sehn sie das Exempel ein?
11 
Nein!
12 
Wo bliebe sonst ihr Leben?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Philosophie“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
53
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von dem deutschen Schriftsteller und Lyriker Klabund, der zwischen 1890 und 1928 lebte. Das lässt das Gedicht zeitlich der Epoche des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit zuordnen.

Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht simpel und humorvoll, da die Bildsprache zunächst simplen, geometrischen Regeln zu folgen scheint.

Inhaltsmäßig beginnen wir mit der Szene, dass ein Philosoph einen Kreis zeichnet. In der nächsten Strophe gesellt sich zu seinem Kreis scheinbar unerwartet ein weiterer hinzu und formt eine Acht. Eine Acht entspricht der Addition zweier Nullen. Hier wird Philosophie als das erheiternde Bestreben dargestellt, Bedeutung zu kreieren, indem man zwei Nullen (oder leeren Prämissen) zu etwas zusammensetzt, das wie eine Acht aussieht und somit eine scheinbare, zusätzliche Bedeutung erhält. Doch wie im abschließenden Vers festgestellt wird, erkennen die Philosophen selbst diese Tatsache nicht, da sonst ihre Existenzberechtigung infrage gestellt würde – sie kämen der Wahrheit zu nahe und würden ihren Lebensinhalt verlieren.

Durch seine einfache, fast volksliedhafte Form und Struktur wirkt das Gedicht eingängig und auf den ersten Blick einfach zu verstehen. Es besteht aus vier Strophen mit jeweils drei Versen, was eine klare und ordentliche Struktur vermittelt. Diese Struktur entspricht dem traditionellen Liedschema, was die satirische Absicht des Gedichts untermalt.

Die Reimstruktur (aab ccb ddb eeb) betont und verstärkt die Aussage der letzten Zeile jeder Strophe und gibt dem Gedicht seinen humoristischen Ton. Die einfache, unkomplizierte Sprache unterstützt den humorvollem, fast spöttischen Ton, was das Gedicht zur Kabarettlyrik zählen lässt.

Zusammengefasst ist das Gedicht eine humorvolle und scharfsinnige Kritik an der Philosophie als Disziplin. Es wirft die Frage auf, wie viel Sinn und Bedeutung in der philosophischen Reflexion wirklich steckt und konstruiert dabei das Bild des Philosophen als jemanden, der sich selbst in den Mittelpunkt stellt und ein Bedürfnis hat, Bedeutung zu generieren, wo keine ist.

Weitere Informationen

Klabund ist der Autor des Gedichtes „Philosophie“. Der Autor Klabund wurde 1890 in Crossen an der Oder geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1927. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 53 Worte. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Baumblüte in Werder“, „Bauz“ und „Berliner Ballade“. Zum Autor des Gedichtes „Philosophie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

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