Philisterangst von Rudolf Lavant
1 |
Mit Leichenbittermienen schauen |
2 |
Sie drein, wenn sich ein Wetter ballt; |
3 |
Es faßt ihr Herz ein tiefes Grauen, |
4 |
Wenn nah und fern der Donner hallt. |
|
|
5 |
Sie halten angstbeklemmt den Schnabel, |
6 |
Zuckt flammend auf der Blitze Schein, |
7 |
Sie legen Messer weg und Gabel, |
8 |
Und schal im Glase wird der Wein. |
|
|
9 |
Wie ist es feig doch und erbärmlich, |
10 |
Wenn solche Furcht das Herz bewegt, |
11 |
Wie jammervoll und karg und ärmlich |
12 |
Sind solche Seelen angelegt, – |
|
|
13 |
Die ständig unter Angst und Beben |
14 |
Die purpurroten Wetter sehn, |
15 |
Die ab und zu durchs Völkerleben |
16 |
Befreiend und erlösend gehn. |
|
|
17 |
Es windet in loyalen Krämpfen |
18 |
Sich feig nur der geborene Knecht |
19 |
Vor jenen großen Heldenkämpfen |
20 |
Für ganzer Völker ew’ges Recht. |
|
|
21 |
Mir weitet atmend beim Gewitter |
22 |
In Mut und Hoffnung sich die Brust! |
23 |
Und geht ein Eichenstamm in Splitter, |
24 |
So jauchz ich auf in wilder Lust. |
|
|
25 |
Mich hat von allen jenen Wettern |
26 |
Das kleinste innerlich beglückt, |
27 |
Und jedes morschen Throns Zerschmettern |
28 |
Hat mich entflammet und entzückt. |
|
|
29 |
Und sänk ich selbst, ein wunder Streiter, |
30 |
Bedeckt von unsrer Fahnen Rot, |
31 |
Auf grünen Plan – was wär es weiter |
32 |
Als ein beneidenswerter Tod? |
Details zum Gedicht „Philisterangst“
Rudolf Lavant
8
32
180
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Philisterangst“ wurde von dem deutschen Schriftsteller Rudolf Lavant verfasst, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebte.
Beim ersten Lesen des Gedichts kommt eins sofort ins Auge: die Worte drücken ein Gefühl der Abneigung gegenüber Personen aus, die vor Stürmen und Unwettern fürchten und sich von diesen einschüchtern lassen. Der lyrische Erzähler scheint diese Ängste lächerlich zu finden und der Meinung zu sein, dass sie ein Zeichen von Schwäche und Kleinmütigkeit sind.
Der Inhalt des Gedichts dreht sich um das Thema der Angst vor Stürmen und wie unterschiedliche Personen auf solche Naturgewalten reagieren. Der lyrische Erzähler hebt zwei Gruppen von Personen hervor. Die erste Gruppe lässt sich von den Stürmen einschüchtern und reagiert darauf mit Furcht und Schrecken. Die zweite Gruppe, zu der der lyrische Erzähler selbst zu gehören scheint, sieht in den Stürmen ein Zeichen von Freiheit und Befreiung und empfindet eine Freude und Erregung bei ihrem Auftreten.
Was die Form des Gedichts betrifft, so besteht dieses aus acht Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die Sprache des Gedichts ist recht bildhaft, mit vielen Metaphern und symbolischen Bezügen, die auf das Thema der Stürme und Unwetter und deren Wirkung auf Menschen hinweisen.
Die Hauptbotschaft des lyrischen Ichs scheint zu sein, dass diejenigen, die Angst vor den Stürmen des Lebens haben, tatsächlich Angst vor der Freiheit und Veränderung haben, die diese Stürme mit sich bringen können. Diejenigen hingegen, die die Stürme begrüßen und sich von ihnen nicht einschüchtern lassen, sind diejenigen, die wirklich das Leben in all seinen Höhen und Tiefen erleben und genießen können.
Das Gedicht ist eine Aufforderung, sich nicht vor den Unwettern des Lebens zu fürchten, sondern sie als Möglichkeiten zur Veränderung und zum Wachstum zu begrüßen. Es ist eine Aufforderung, mutig zu sein und das Leben mit all seinen Herausforderungen anzunehmen.
Weitere Informationen
Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „Philisterangst“. Lavant wurde im Jahr 1844 in Leipzig geboren. Zwischen den Jahren 1860 und 1915 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 180 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An die alte Raketenkiste“, „An unsere Feinde“ und „An unsere Gegner“. Zum Autor des Gedichtes „Philisterangst“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 96 Gedichte vor.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Weitere Gedichte des Autors Rudolf Lavant (Infos zum Autor)
- Agrarisches Manifest
- An Herrn Crispi
- An das Jahr
- An den Herrn Minister Herrfurth Exzellenz
- An den Kladderadatsch
- An die Frauen
- An die alte Raketenkiste
- An unsere Feinde
- An unsere Gegner
- An la belle France.
Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt