Philantropisch von Christian Morgenstern

Ein nervöser Mensch auf einer Wiese
wäre besser ohne sie daran;
darum seh er, wie er ohne diese
(meistens mindstens) leben kann.
 
Kaum, daß er gelegt sich auf die Gräser,
naht der Ameis, Heuschreck, Mück’ und Wurm,
naht der Tausendfuß und Ohrenbläser,
und die Hummel ruft zum Sturm.
 
Ein nervöser Mensch auf einer Wiese
10 
tut drum besser, wieder aufzustehn
11 
und dafür in andre Paradiese
12 
(beispielshalber: weg) zu gehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Philantropisch“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Christian Morgenstern, einem deutschen Dichter und Übersetzer. Er lebte von 1871 bis 1914 und ist somit der literarischen Epoche des Symbolismus zuzuordnen, wenngleich sein Werk auch von expressionistischen Strömungen beeinflusst ist.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und doch ein wenig wehmütig. Es schildert die Erlebnisse eines nervösen Menschen in der Natur, der versucht, Entspannung auf einer Wiese zu finden. Doch anstatt Ruhe zu finden, wird er von zahlreichen Insekten gestört.

Inhaltlich geht es also um das Unbehagen eines sensiblen, durch das urbane Leben geprägten Menschen in der Natur. Dieser nervöse Stadtmensch scheint harmonisches Miteinander mit der Natur kaum ertragen oder verstehen zu können. Die Störungen, die durch Insekten verursacht werden, interpretiert er als Angriff. Daher empfiehlt das lyrische Ich dem nervösen Menschen, in 'andere Paradiese' zu gehen. Dies könnte eine ironische Aufforderung sein, die Natur zu verlassen und in die vertraute, städtische Umgebung zurückzukehren.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, es folgt also dem traditionellen Aufbau eines Sonetts. Die überwiegend regelmäßige Metrik erzeugt einen gleichmäßigen Rhythmus, der durch die häufigen Reime zusätzlich verstärkt wird. Die Sprache ist einfach und von Alltäglichkeit geprägt, was den humorvollen und etwas spöttischen Charakter des Gedichts unterstreicht.

Zusammenfassend drückt das Gedicht eine skeptische Haltung gegenüber der idealisierten Vorstellung von der Nähe zur Natur aus. Indem er die grundsätzlich positive Erfahrung eines Aufenthalts auf einer Wiese humorvoll im negativen Sinne darstellt, wirft Morgenstern Fragen nach dem Verhältnis des modernen Menschen zur Natur auf. Dabei wirkt das lyrische Ich jedoch nie moralisierend, sondern eher augenzwinkernd, was das Gedicht trotz seiner kritischen Note angenehm lesbar macht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Philantropisch“ ist Christian Morgenstern. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Im Zeitraum zwischen 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. In Zürich ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 68 Worte. Weitere Werke des Dichters Christian Morgenstern sind „Brief einer Klabauterfrau“, „Brüder!“ und „Bundeslied der Galgenbrüder“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Philantropisch“ weitere 189 Gedichte vor.

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