Pfingstgruß von Louise Otto-Peters

Da ist das heil’ge Pfingsten wieder!
Des Lenzes und des Geistes Gruß
Senkt sich mit ihm zur Erde nieder
Im Sonnenglanz und Blütenkuß.
 
Halb wie der Maien leises Zittern
Im hellen Morgensonnenstrahl,
Halb wie ein dröhnendes Gewittern
Erklingt der Andacht Pfingstchoral.
 
„O heil’ger Geist, dereinst gesendet
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Zum Kampf der Jünger Schar zu weihn,
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Daß sie vom Niedern abgewendet
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Dem Höchsten diene nur allein. –
 
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O heil’ger Geist, komm zu uns allen,
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Die wir auch heute kampfbereit
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Zum Ziele der Erlösung wallen,
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Von dem die Menschheit noch so weit.“
 
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Sich Deinem Dienste recht ergeben
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Heißt: nur für Freiheit, Lieb’ und Licht
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Das Schwert des Geistes aufzuheben,
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Das blutlos selbst den Sieg erficht.
 
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Doch thut es not dies Schwert zu schwingen
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Gen Sclaventum und Haß und Nacht.
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Bis Volk um Volk aus ihren Schlingen
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Zum selgen Freiheitstag erwacht.
 
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Heil ist nur auf des Lichtes Bahnen,
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Nur sie zu wandeln Ehr und Ruhm,
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Drum wählt gehorsam seinem Mahnen
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Des heil’gen Geistes Rittertum!
 
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Laßt hoch und stolz sein Banner wehen
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Mit frischem Maienlaub umkränzt,
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Bis wir es siegreich flattern sehen
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Von Geistesflammen überglänzt.
 
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Bis alles Volk, selbst geistdurchdrungen,
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Vereint, erleuchtet, und befreit
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Ein ew’ges Pfingsten sich errungen,
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Voll Lieb’ und Licht und Herrlichkeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Pfingstgruß“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
203
Entstehungsjahr
1860-1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht trägt den Titel „Pfingstgruß“ und wurde von der deutschen Dichterin Louise Otto-Peters verfasst, die im 19. Jahrhundert lebte (1819-1895). Daher ist es der Epoche des Biedermeier beziehungsweise der Vormärz zuzuordnen.

Erster Eindruck: Das Gedicht ist aufgrund seines sachbezogenen, jedoch trotzdem von Emotionen durchzogenen Stils stimmig und wirkt sehr harmonisch. Es ist klar und einfach gestaltet und umfasst neun Strophen mit jeweils vier Versen. Der Titel und die Natur- und Feiertagsbezüge nehmen sofort den Pfingst-Bezug auf und geben dem Gedicht einen klaren thematischen Rahmen.

In diesem Gedicht geht es um die Heiligkeit von Pfingsten und darum, wie die Menschen vom Heiligen Geist dazu berufen werden, für Gerechtigkeit und Freiheit zu kämpfen. Der Inhalt ist eine Aufforderung zur Andacht und Spiritualität, aber zugleich auch zu aktivem Handeln im Sinne gesellschaftlicher Verbesserungen. Das lyrische Ich sendet einen Aufruf aus, das „Schwert des Geistes“ für das Gute einzusetzen und gegen Ungerechtigkeit anzukämpfen. Es betont den Wert des „Heiligen Geistes“ und ruft die Menschen auf, seine Botschaft ernst zu nehmen und seinen Lehren zu folgen.

Vom Aufbau her folgt das Gedicht einem klaren Schema: In jeder Strophe stehen jeweils vier Verse, was eine gleichbleibende Struktur schafft. Die Sprache ist leicht verständlich und für jedermann zugänglich. Otto-Peters nutzt einfache und klare Bilder (wie beispielsweise das „Schwert des Geistes“), um ihre Botschaft zu übermitteln.

Betrachtet man den Inhalt des Gedichts genauer, kann man sehen, dass es mehr als einen religiösen Appell darstellt: Otto-Peters verbindet den religiösen Aspekt mit einem gesellschaftspolitischen Anliegen und verleiht damit dem Gedicht einen tieferen, politischen Sinn. Dabei baut sie eine Metapher auf: Pfingsten als Symbol der Erleuchtung und Erneuerung wird in den Kontext von gesellschaftlicher Veränderung und Freiheit gestellt. In Verbindung mit dem Gedichttitel wird klar, dass Pfingsten hier als Motivation zur sozialen Tätigkeit gesehen wird. Louise Otto-Peters war eine Frauenrechtlerin, daher könnte es sein, dass sie ihren Aufruf zu sozialem Engagement vor allem an Frauen gerichtet hat. Aber dies wird im Gedicht selbst nicht explizit genannt.

Zusammenfassend bringt das Gedicht von Louise Otto-Peters eine Botschaft von gesellschaftlicher Verantwortung und sozialem Engagement vor dem Hintergrund des christlichen Pfingstfestes. Die sprachliche Gestaltung ist dabei einfach und klar, so dass die Botschaft des Gedichts für jeden Leser verständlich ist. Otto-Peters zeigt damit, dass religiöse Feste auch politisch und gesellschaftlich relevant sein können und dass man die damit verbundenen Werte auch im Alltag leben kann.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Pfingstgruß“ ist Louise Otto-Peters. Otto-Peters wurde im Jahr 1819 in Meißen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1870. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 203 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Louise Otto-Peters ist auch die Autorin für das Gedicht „An August Peters“, „An Byron“ und „An Georg Herwegh“. Zur Autorin des Gedichtes „Pfingstgruß“ haben wir auf abi-pur.de weitere 106 Gedichte veröffentlicht.

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