Pfingstgedanken von Maria Janitschek

Sucht nicht nach stolzen Worten für das Hohe,
Das stillste Gleichnis gibt sein treueres Bild,
Nicht in des Blitzes greller Flammenlohe,
Im sanften Säuseln kam Jehova mild.
 
Ein Arbeitsmann im Kittel rauh und schlicht,
Schuf Christus seinen großen Geistesbau,
Nicht Gold ist’s, das die Heldenstirn umflicht,
Nur junger Lorbeer aus der Frühlingsau.
 
Nicht stolzem Wissen ward das Paradies,
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Die Einfalt führt zu ihm, der Kinderglaube,
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Nicht zeptertragend, nicht im gold’nem Vließ,
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Erschien der Geist, er kam als schlichte Taube.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Pfingstgedanken“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das interpretierte Gedicht „Pfingstgedanken“ wurde von Maria Janitschek verfasst. Janitschek war eine österreichische Schriftstellerin und Dichterin, die Ende des neunzehnten und Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts tätig war.

Bereits beim ersten Lesen fällt die Thematik des Gleichnisses und Allegorisierens auf, die tief in der religiösen Tradition und insbesondere im christlichen Kontext verwurzelt ist. Die Autorin nutzt das Gedicht als Medium, um die Idee zu vermitteln, dass wahre Würde und Göttlichkeit nicht in pompöser Darstellung oder materiellen Werten liegen, sondern in Einfachheit und Bescheidenheit.

Im Hinblick auf den Inhalt des Gedichts positioniert das lyrische Ich Gott und die göttliche Erhabenheit inmitten der stillen und bescheidenen Aspekte des Lebens. Anstatt in „stolzen Worten“ oder „greller Flammenlohe“, findet das Lyrische Ich Gott in „sanftem Säuseln“. Dieses Bild wird im Gedicht auch auf Jesus Christus angewendet, der als einfacher Arbeiter, nicht mit Gold, sondern mit „jungem Lorbeer“ gekrönt ist. Dies unterstreicht die Idee, dass geistige Errungenschaften und göttliche Nähe mehr Wert sind als materieller Reichtum oder weltlicher Ruhm. Das lyrische Ich postuliert, dass das Paradies dem „stolzem Wissen“ unerreichbar ist. Stattdessen wird es durch „Einfalt“ und „Kinderglauben“ erreicht. Der heilige Geist erscheint nicht in königlichen Gewändern, sondern als „schlichte Taube“.

Die Form des Gedichts ist dreistrophig mit je vier Versen, was dem Gedicht ein fast liedhaftes Gefühl verleiht. Die Sprache ist eher einfach gehalten, obwohl einige der Begriffe und Bezüge auf ein gebildetes Publikum oder zumindest auf Leserinnen und Leser mit einer gewissen Kenntnis der christlichen Tradition und Symbolik hindeuten. Die metaphorischen Bilder, die die Dichterin zeichnet, sind poetisch und reich an symbolischen Bedeutungen. Es ist jedoch bemerkenswert, dass die Autorin versucht, diese Metaphern und Symbole im Kontext von Einfachheit und Bescheidenheit zu malen, was zu einem interessanten Spannungsverhältnis zwischen Form und Inhalt führt. Während das Gedicht formal komplex ist, setzt es sich für eine Besonnenheit und Einfachheit im geistigen Leben ein, was die Leserinnen und Leser dazu auffordert, ihre eigene Beziehung zu Göttlichkeit und Spiritualität zu reflektieren.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Pfingstgedanken“ ist Maria Janitschek. Geboren wurde Janitschek im Jahr 1859 in Mödling bei Wien. 1892 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 81 Worte. Maria Janitschek ist auch die Autorin für das Gedicht „Der Sterbende“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Pfingstgedanken“ keine weiteren Gedichte vor.

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