Sonett 87 von Francesco Petrarca

Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
Sah einen Schatten durch die Wiese gleiten —
Sie, würdiger der Himmelsseeligkeiten
Erkannt’ ich, und die Flur schien rings verkläret.
 
Ich fragte mich: was bist du so beklommen?
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Doch kaum dacht’ ich’s , so war der Quell der Quaalen
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In ihren schönen Augen schon mir offen.
 
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Und wie mit Blitzen gleich die Donner kommen,
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So ward’ ich auch von ihrer Blicke Strahlen,
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Und einem holden Gruß zugleich getroffen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 87“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist ein Sonett von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter und Gelehrten, der im 14. Jahrhundert lebte. Im Kontext seiner Zeit zeichnete sich Petrarca als einer der frühesten Vertreter der italienischen Renaissance aus.

Vom ersten Eindruck scheint das Gedicht in einer Art romantischer Melancholie getränkt. Es gibt eine Atmosphäre von inneren Konflikten, offensichtlicher Spannung, Sehnsucht und Bewunderung.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich, wie es an einem vertrauten Ort, getrieben von der rumänischen Gottheit Amor, zu kämpfen bereit steht. Es bemerkt jedoch eine Erscheinung, die es als würdig himmlischer Freuden identifiziert. Diese Erkenntnis verklärt seine Umgebung, sorgt aber gleichzeitig für innere Turbulenzen. Mit dieser inneren Frage beginnt das lyrische Ich, seine Emotionen zu erkennen und zu begreifen, dass die Quelle seiner Qualen in den schönen Augen dieser Erscheinung liegt. Wie ein Blitz, der einen Donner ankündigt, wird das lyrische Ich von den Blicken und dem herzlichen Gruß der Erscheinung getroffen.

Das lyrische Ich möchte damit vielleicht seine inneren Gefühle und den Einfluss, den die beobachtete Erscheinung auf ihn hat, zum Ausdruck bringen. Es scheint, als ob er durch diesen 'blitzähnlichen' Kontakt einen gewissen inneren Kampf durchlebt und von diesen intensiven Emotionen berührt wird.

Die Form des Sonetts ist klassisch mit vier Strophen, unterteilt in zwei Quartette und zwei Terzette. Die Reimstruktur folgt dem klassischen Schema eines Sonetts. Die Sprache ist stark lyrisch und metaphorisch, was typisch für Petrarca ist. Bemerkenswert ist hier auch die Spannung zwischen der eingesetzten Militärmetaphorik und der idyllisch-naturhaften Darstellung der geliebten Person. Damit erzeugt der Dichter einen Konflikt zwischen Krieg und Liebe bzw. Kampf und Sehnsucht, der das innere Erleben des lyrischen Ichs widerspiegelt.

Beherrschendes Motiv ist das der Liebe bzw. der unerfüllten Sehnsucht, das Petrarca auch in anderen seiner Werke aufgegriffen hat. Auf den ersten Blick lässt sich das Sonett als Ausdruck innerer Zerrissenheit, Verwirrung und intensiven Herzschmerzes lesen. Gleichzeitig ist es möglicherweise auch ein Zeugnis für das intensive Erleben von Schönheit - sowohl in der Natur als auch in der angebeteten Person - und der tiefen emotionalen Auswirkungen, die solche Erfahrungen haben können.

Weitere Informationen

Francesco Petrarca ist der Autor des Gedichtes „Sonett 87“. 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Im Zeitraum zwischen 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Wien. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Spätmittelalter kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Francesco Petrarca sind „Sonett 127“, „Sonett 131“ und „Sonett 132“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 87“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

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