Sonett 69 von Francesco Petrarca

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.
 
Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
Wähnt’ ich — vielleicht daß mich der Schein betrogen.
Mit Liebeszunder war mein Herz umzogen,
Wie konnt’ ich anders, als mich schnell entzünden.
 
Gleich einem Engel schien sie hinzuschweben,
10 
Und Wohllaut aus der Seraphinen Sphäre
11 
Schien aus dem Rosenmund sich zu ergießen.
 
12 
Ein seel’ger Geist, von Sonnenglanz umgeben,
13 
War die ich sah — und wenn sie sterblich wäre,
14 
Doch würde nie sich meine Wunde schliessen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett 69“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter und Gelehrten der Renaissance, der von 1304 bis 1374 lebte. Seine Werke waren stark von der antiken griechischen und römischen Literatur inspiriert und beeinflussten die italienische Literatur der Renaissance maßgeblich.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine leidenschaftliche Liebeserklärung, die stark von der Bewunderung für die Schönheit und Grazie einer Frau geprägt ist.

Inhaltlich fokussiert das Gedicht auf die Beschreibung dieser Frau und die tiefe Bewunderung das lyrische Ich für sie empfindet. Es beginnt mit einer Veranschaulichung ihres körperlichen Aussehens – ihre goldenen Haare und die zauberhaften Augen, die dem lyrischen Ich den Atem rauben. Im weiteren Verlauf führt das lyrische Ich aus, wie es sich in diese anmutige Frau verliebt und sich entflammt fühlt. Es glaubt, in ihrem Antlitz Mitleid zu entdecken, das möglicherweise auf die einseitige Liebe anspielt. Am Ende erhöht das Gedicht die Frau auf einen fast göttlichen Status und vergleicht sie mit einem Engel und heiligen Geist, wobei das lyrische Ich zugibt, dass seine Wunde nie heilen würde, sollte sie sterblich sein.

Sprachlich ist das Gedicht sehr bildhaft und verwendet eine Fülle von Metaphern und Vergleichen, um die überirdische Schönheit der Frau zu beschreiben. Es verwendet auch eine bestimmte Art von Reimschema, das typisch ist für ein Sonett – eine Gedichtform, die Petrarca selbst perfektionierte und die stark mit ihm in Verbindung gebracht wird.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Gedicht um eine typische Liebeserklärung im Stil der Renaissance, die die Bewunderung des Autors für die Schönheit und Grazie einer Frau zum Ausdruck bringt. Es enthält viele Elemente, die typisch für Petrarcas Dichtkunst sind, und gibt einen Einblick in die Art und Weise, wie Liebe und Leidenschaft zu seiner Zeit ausgedrückt wurden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett 69“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Francesco Petrarca. Petrarca wurde im Jahr 1304 in Arezzo geboren. Zwischen den Jahren 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Wien. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 94 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Francesco Petrarca ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett 132“, „Sonett 134“ und „Sonett 137“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 69“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Francesco Petrarca (Infos zum Autor)

Zum Autor Francesco Petrarca sind auf abi-pur.de 41 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.