Sonett 304 von Francesco Petrarca

Die schönsten Augen und das himmlischhelle
Glanzvolle Antlitz, und der Haare Wogen,
Die ihren Reiz dem Gold, der Sonn’ entzogen,
Der Mund, des Lächelns und des Wohllauts Quelle;
 
Die Händ’ und Arme, die zu Amors Schwelle
Sich zeigend schon die Trotzigsten gezogen,
Die Füße, die so leicht dahin geflogen,
Und die Gestalt, gewebt aus Aethershelle;
 
In diesen lebt’ ich — jetzt des Todes Beute,
10 
Ist sie allein des seel’gen Himmels Freude,
11 
Und ich blieb arm und düster auf der Erde.
 
12 
Nur eins kann ich in meinem Leide hoffen,
13 
Daß sie für mich — ihr ist mein Busen offen —
14 
Bey ihr zu seyn die Gnad’ erflehen werde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett 304“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Francesco Petrarca, ein italienischer Dichter aus dem späten Mittelalter (14. Jahrhundert). Er gilt als Begründer des modernen Sonetts und hatte starken Einfluss auf die folgende europäische Dichtung.

Der erste Eindruck beim Lesen dieses Gedichts ist die große Bewunderung, die das lyrische Ich für eine geliebte Person zum Ausdruck bringt. Ihre physischen Merkmale werden in fast ausschweifender, stark idealisierter Weise beschrieben. Allerdings wird in den letzten Versen deutlich, dass diese Liebe unerfüllt ist und das lyrische Ich unter der Abwesenheit der Geliebten leidet.

Der Inhalt des Gedichts ist eine Ode an die Geliebte des lyrischen Ichs. Dieses bewundert ihre physischen Schönheit, ihr Antlitz, ihre Haare, ihren Mund, ihre Hände und Arme, ihre Füße und ihre Gestalt. Das lyrische Ich fühlt sich jedoch von ihr getrennt und empfindet das als eine Art von Todeserfahrung. Es äußert die Hoffnung, dass es durch Flehen und Offenheit ihrer Gnade, d.h. ihrer Liebe und Nähe teilhaftig wird.

Die Form des Gedichts ist das Sonett: zwei Quartette (vier Verse) gefolgt von zwei Terzetten (drei Verse). Schon der Titel „Sonett 304“ weist auf diese Form hin. Die Sprache ist gekennzeichnet von bildhaften, metaphernreichen Ausdrucksweisen, die das überwältigende Wesen der Geliebten hervorheben. Petrarca benutzt etwa die Metapher „Gold, der Sonn’ entzogen“, um die Haare der Geliebten zu beschreiben, und spricht von ihrer Gestalt als „gewebt aus Aethershelle“. Dies stellt sie als überirdisch und absolut faszinierend dar.

Insgesamt ist Petrarcas Sonett 304 ein Ausdruck tief empfundener, aber unerfüllter Liebe. Das lyrische Ich bewundert die Geliebte, leidet aber unter der Trennung von ihr und hofft auf ihre Gunst. Die Sprache und Form des Gedichts betonen das Leid und die Bewunderung zugleich und zeugen von Petrarcas meisterhafter Beherrschung des Sonetts.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett 304“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Francesco Petrarca. 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1320 bis 1374 entstanden. Erschienen ist der Text in Wien. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Spätmittelalter zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Francesco Petrarca sind „Sonett 113“, „Sonett 115“ und „Sonett 12“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 304“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 41 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Francesco Petrarca (Infos zum Autor)

Zum Autor Francesco Petrarca sind auf abi-pur.de 41 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.