Sonett 284 von Francesco Petrarca

Der letzte von den wen’gen frohen Tagen,
Die in dem kurzen Leben ich genossen,
Erschien — mein Herz, wie lauer Schnee zerflossen,
Schien mir der Zukunft Gram vorher zu sagen.
 
Wie wen erwarten harten Fiebers Plagen,
Sich kraftlos fühlt und traurig und verdrossen,
So fühlt’ ich mich; doch, daß das Glück verflossen,
Das ich kaum halb erreicht, wie konnt’ ichs sagen?
 
Die Augen, die sich jetzt vor Wonne trunken,
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Dem Licht, des Heils und Lebens Quelle weihen,
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Verlassend meine hier in Nacht und Grauen,
 
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Sie sagten da mit sanften neuen Funken
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Zu ihnen: Bleibt in Frieden dort, ihr Treuen,
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Nicht hier, doch anderwärts sollt ihr uns schauen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 284“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Francesco Petrarca, ein bedeutender italienischer Dichter aus der Epoche des Humanismus und der Frührenaissance, der von 1304 bis 1374 lebte.

Dieses Sonett macht auf den ersten Eindruck einen eher melancholischen und introspektiven Eindruck. Der Sprecher scheint mit einer Art existenzieller Krise konfrontiert zu sein, einer Antizipation von Leid und Verlust, die sich in der Zerbrechlichkeit des Glücks und dem unausweichlichen Gang der Zeit widerspiegelt.

Inhaltlich erzählt das lyrische Ich von den wenigen freudigen Tagen seines Lebens, die bereits hinter ihm liegen. Das Schicksal scheint bereits in der nahegelegenen Zukunft zu liegen, die von Kummer und kläglichen Gefühlen geprägt ist. Das lyrische Ich vergleicht seine spezielle Situation mit einem Menschen, der sich vor einem schweren Fieber fürchtet und sich gleichzeitig kraftlos und entmutigt fühlt. Der Sprecher ist sich bewusst, dass das Glück vergänglich ist, kann aber den genauen Ausdruck dafür nicht finden.

Der Schlussteil des Gedichts scheint jedoch eine kleine Wendung hervorzubringen, indem er hervorhebt, dass trotz aller Traurigkeit und Dunkelheit immer noch eine Möglichkeit für Freude und Frieden besteht, aber möglicherweise an einem anderen Ort oder unter anderen Umständen.

Das Gedicht folgt der klassischen Form eines Sonetts mit vier Strophen und vierzehn Zeilen, wobei jede Strophe seine spezielle Rolle und Bedeutung hat. Die Sprache des Gedichts ist ausgefeilt und lyrisch, reich an metaphorischen und symbolischen Ausdrücken. Der Dichter machte sich den Gebrauch von Naturelementen zu Nutze, wie Schnee, Nacht und Licht, um seine Gedanken und Gefühle auszudrücken.

Die Verwendung von Kreuzreimen, gepaart mit dem iambischen Metrum, unterstreicht die Schönheit der Worte und erzeugt eine fließende Melodie, die die melancholische Atmosphäre des Gedichts unterstreicht. Trotz seiner offensichtlichen Traurigkeit lässt Petrarcas Sonett Platz für eine Art erlösende Hoffnung, eine Art Fortbestehen im Angesicht der Vergänglichkeit. Es ist dieser Hauch von Optimismus, der dem Gedicht letztlich seine volle Schönheit und Tiefe verleiht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett 284“ des Autors Francesco Petrarca. Der Autor Francesco Petrarca wurde 1304 in Arezzo geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1320 und 1374. Wien ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 107 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Francesco Petrarca ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett 115“, „Sonett 12“ und „Sonett 125“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 284“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

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