Sonett 28 von Francesco Petrarca

Oft wandl’ ich einsam am verlaßnen Strande
Mit düsterm Grübeln, trägen Schritt’s einher.
Zum Fliehn bereit, werf’ ich den Blick umher,
Ob eines Menschen Spur sich zeigt im Sande.
 
Nur wenn ich fern bin vom bewohnten Lande,
Find’ ich noch Rettung vor der Lauscher Heer.
Vergebens heuchl’ ich Fröhlichkeit — nicht mehr
Kann ich verbergen, wie mein Herz entbrannte.
 
So glaub’ ich nun der Hügel, das Gestade,
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Der Fluß, der Baum, die ganze Flur errathe,
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Was im Verborgnen meine Kraft verzehrt.
 
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Und flöh’ ich zu der Erde tiefsten Gründen,
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Stets wird mich Amor, der Allseh’nde, finden,
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Wird zu mir sprechen, wie er stets mich hört.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett 28“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist Teil einer Sammlung berühmter Sonette von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter und Philosophen des 14. Jahrhunderts. Dementsprechend ist es zeitlich in der Epoche des Humanismus bzw. der Frührenaissance einzuordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht melancholisch und introspektiv, da das lyrische Ich Schmerz und Einsamkeit ausdrückt und sich mit Gedanken der Trennung und Flucht beschäftigt.

Inhaltlich drückt das Gedicht die tief sitzende Melancholie des lyrischen Ichs aus, das sich einsam und missverstanden fühlt und in der Natur Zuflucht sucht. Das Ich versucht, seinen Schmerz und seine Leidenschaft zu verbergen, ist jedoch überzeugt davon, dass auch die unbelebte Natur seine Gefühle erkennt. Die übermächtige Präsenz der Liebe, personifiziert durch Amor, ist ständig da, selbst wenn das Ich versucht, ihr zu entfliehen.

Formal entspricht das Gedicht dem Sonett, einer besonders strengen und komplexen Gedichtform, die im 13. Jahrhundert in Italien entstand und von Petrarca perfektioniert wurde. Die Strophen haben eine regelmäßige Länge und die Verse reimen sich in einem festen Schema.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von einer düster-melancholischen Tonfall und stellt intensive emotionale Erlebnisse und innere Zustände dar. Stilistisch ist das Gedicht charakteristisch für Petrarcas Werk und die lyrische Tradition, in der er steht: Es handelt von unerfüllter Liebe und Leidenschaft und macht dabei ausgiebig Gebrauch von natur- und landschaftsbezogenen Metaphern.

Insgesamt also spiegelt das Gedicht die schwelende innere Leidenschaft und Sehnsucht des lyrischen Ichs wider und betont dabei die Unausweichlichkeit der Liebe, selbst in der größten Einsamkeit. Gleichzeitig vermittelt es eine tiefe Melancholie und Resignation gegenüber dem unausweichlichen Schmerz der unerfüllten Liebe.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett 28“ ist Francesco Petrarca. Petrarca wurde im Jahr 1304 in Arezzo geboren. In der Zeit von 1320 bis 1374 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Wien. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Sonett 1“, „Sonett 104“ und „Sonett 113“ sind weitere Werke des Autors Francesco Petrarca. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 28“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

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