Sonett 250 von Francesco Petrarca

Dort wohnt sie, seufz’ ich, seh’ ich nun Auroren
Die Rosenstirne neigen zu den Fluthen,
Und Amor kommt, heißt neu die Wunde bluten,
Und neu wird dann in mir der Schmerz geboren.
 
Wohl Titon dir, es bringen stets die Horen
Die Gattinn dir zurück in Rosengluthen.
Doch wohl weiß ich’s, erst muß mein Herz verbluten,
Eh’ ich sie wiederseh, die ich verloren.
 
Ihr könnet scheiden ohne bange Klage,
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Am Abend ja pflegt sie zurück zu kommen,
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Den greisen Gatten liebend zu umfassen.
 
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Doch trüb macht meine Nächte, meine Tage
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Sie, die mit sich mein ganzes Herz genommen,
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Und mir von sich den Nahmen nur gelassen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 250“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist ein Sonett des italienischen Dichters Francesco Petrarca, der von 1304 bis 1374 lebte. Seine Werke gehören zur Epoche der Renaissance, in welcher die emotionale und individuelle Erfahrung stark betont wurde.

Auf den ersten Blick sticht die emotionale Wucht des Gedichts hervor. Es geht auf scheinbar schmerzhafte Weise um Verlust und Sehnsucht und greift dabei auf mythologische und naturbezogene Bilder zurück.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seinen Schmerz und sein Verlangen nach einer Frau, die es verloren hat. Es benutzt die Bilder des Tagesanbruchs und des Abends um das immer wiederkehrende Gefühl des Verlusts zu verdeutlichen. Es stellt sich dabei in direkten Gegensatz zu dem Sonnengott Titan, den seine Frau Aurora (die Morgenröte) jeden Abend verlässt, nur um bei Tagesanbruch wieder zu ihm zurückzukehren. Diese Beharrlichkeit bzw. Zuverlässigkeit fehlt dem lyrischem Ich in seiner eigenen Situation.

Die Form des Textes, ein Sonett, besteht aus vierzehn Versen, aufgeteilt in zwei Quartette (jeweils vier Verse) und zwei Terzette (jeweils drei Verse). Im Gedicht sind die typischen Merkmale eines Sonetts zu erkennen: Der Themenwechsel von den Quartetten zu den Terzetten und die klare formale Strukturierung.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von starken Emotionen und Naturmetaphern. Es ist charakteristisch für Petrarcas Stil, dass die Natur solch eine dominierende Rolle spielt. In den Versen werden Naturphänomene wie die Aurora (die Morgenröte) und die Fluten eingebunden und personifiziert, um die innere Verfassung des lyrischen Ichs zu spiegeln. Insgesamt nutzt Petrarca also sowohl die Form des Sonetts, als auch die Sprache als Mittel, um das innere Leiden und die Sehnsucht des lyrischen Ichs auszudrücken. Es zeigt die Tiefe der Gefühle und die Qual der Trennung eindrücklich auf. So gelingt es ihm, die emotionalen Abgründe des lyrischen Ichs zu offenbaren und den Leser in dessen Erlebniswelt hineinzuziehen.

Weitere Informationen

Francesco Petrarca ist der Autor des Gedichtes „Sonett 250“. Der Autor Francesco Petrarca wurde 1304 in Arezzo geboren. Zwischen den Jahren 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Wien. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 106 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Francesco Petrarca ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett 104“, „Sonett 113“ und „Sonett 115“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett 250“ weitere 41 Gedichte vor.

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