Sonett 223 von Francesco Petrarca

Ihr Frau’n, die ihr nach hohem Rufe ringet,
Den Sinn und Kraft und Herzensadel gründet,
Schaut nach der Feindinn, die mein Herz entzündet,
Und die der Ruf mir zur Geliebten bringet.
 
Wie man empor zu Ehr’ und Gott sich schwinget,
Wie Liebreiz sich mit Ehrbarkeit verbindet,
Lernt dort — wie man den Weg zum Himmel findet,
Auf dem die Holde sehnend vorwärts dringet.
 
Dort lernt die Rede, der kein Wohllaut gleichet,
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Das schöne Schweigen und die lieben Sitten,
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Die nie erreicht der höchste Schwung der Lieder.
 
12 
Der Himmelsreiz, vor dem die Sonn’ erbleichet,
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Lernt dort sich nicht — nie hat ihn Kunst erstritten,
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Denn frey kommt er von Himmelshöhen nieder.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett 223“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Francesco Petrarca, einem italienischen Gelehrten und Dichter aus dem 14. Jahrhundert, verfasst. Es ist eines seiner bisher vielen unveröffentlichten Sonette.

Auf den ersten Blick ist dieses Sonett ein lobendes und appellierendes Werk, direkt an das feminine Geschlecht gerichtet. Petrarca nutzt das lyrische Ich, um Frauen in Zeilen wie „Ihr Frau’n, die ihr nach hohem Rufe ringet“, in den Fokus zu rücken und einen dialogischen Kontakt zu erzeugen. Er richtet sich an Frauen, die nach hohem Ansehen streben, und führt sie in die Tugenden der weiblichen Geliebten ein, die seine Aufmerksamkeit fesselt.

Inhaltlich bezieht sich Petrarca auf eine ideale Frau („die Feindinn“), die durch ihre tugendhaften Qualitäten und spirituellen Ambitionen hervorsticht. Er fordert die Frauen auf, von dieser idealen Frau zu lernen, wie man Ansehen erlangt, Gott sucht und Liebreiz und Ehrbarkeit verbindet. In den letzten sechs Versen äußert das lyrische Ich seine Bewunderung für die Rede und das Verhalten der „Feindinn“, welche unvergleichlich und frei von jeglicher künstlichen Beeinflussung sind.

In Bezug auf die Form hält sich Petrarca an die Struktur des Sonetts, mit 14 Versen, unterteilt in vier Strophen: zwei Quartette (jeweils vier Verse) und zwei Terzette (jeweils drei Verse). Dies spiegelt die traditionelle italienische oder Petrarca-Sonettform wider.

Sprachlich nutzt der Autor eine formal hohe und gehobene Sprache mit einer starken Verwendung von Metaphern und Symbolen. Insbesondere die metaphorische Beschreibung der idealen Frau als „die Sonne“ und als eine himmlische Erscheinung kommt zum Tragen und hebt ihre Exzellenz und Reinheit hervor.

Zusammenfassend hat das Gedicht eine weitreichende, ehrende und lehrreiche Botschaft an die Frauen, geleitet durch die Bewunderung des lyrischen Ichs für die tugendhafte und spirituelle Natur seiner idealisierten Liebe.

Weitere Informationen

Francesco Petrarca ist der Autor des Gedichtes „Sonett 223“. 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Zwischen den Jahren 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Wien. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Spätmittelalter zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 109 Worte. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 104“, „Sonett 113“ und „Sonett 115“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 223“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 41 Gedichte vor.

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