Sonett 212 von Francesco Petrarca
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Entfernet pflegte sie mir Trost zu bringen, |
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Denn träumend sah ich himmlische Gesichte — |
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Jetzt schreckt sie mich, jetzt macht sie mich zu nichte, |
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Und stets muß ich mit Angst und Schmerzen ringen. |
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Mir scheints, daß Schmerz und Mitleid sie durchdringen, |
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Sie mischen sich auf ihrem Angesichte, |
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Ich hör’ ein Wort von mächtigem Gewichte, |
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Deß Töne Freud’ und Hoffnung mir verschlingen. |
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Denkst du nicht mehr der letzten Abendstunden, |
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Spricht sie, wo Thränen dir im Auge glühten, |
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Als nur die Zeit mich zwang, von dir zu gehen. |
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Dort konnt’ und wollt’ ich nicht dein Herz verwunden, |
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Jetzt aber sag’ ichs, denn es ist entschieden: |
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Nicht hoffe, je hienieden mich zu sehen. |
Details zum Gedicht „Sonett 212“
Francesco Petrarca
4
14
109
nach 1320
Spätmittelalter
Gedicht-Analyse
Das Gedicht stammt von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter und Frührenaissance-Humanisten, der von 1304 bis 1374 lebte. Petrarca ist neben Dante und Boccaccio einer der wichtigsten literarischen Vertreter der italienischen Renaissance.
Beim ersten Lesen des Sonetts bekommt man den Eindruck einer gewissen Melancholie und Schwermut. Das lyrische Ich scheint in eine tiefe Verzweiflung versunken zu sein.
Das Gedicht erzählt von einer vergangenen Liebe, die früher dem lyrischen Ich Freude und Trost spendete, aber jetzt nur noch Schmerz und Angst hervorruft. In der ersten Strophe wird deutlich gemacht, dass die Erinnerung an die geliebte Person mittlerweile nur noch negative Gefühle hervorruft.
In der zweiten Strophe wird dieses Gefühl noch verstärkt, indem das lyrische Ich die mir dem Schmerz und der Verzweiflung verknüpften Gefühle von Mitgefühl auf dem Gesicht der geliebten Person zu erkennen glaubt. Sie spricht Worte von großer Bedeutung aus, die alle restliche Freude und Hoffnung beim lyrischen Ich vernichten.
In der dritten und vierten Strophe wird die Situation konkretisiert: Die Person erinnert das lyrische Ich an einen letzten gemeinsamen Abend. Sie betont, dass sie damals, obwohl sie vom lyrischen Ich getrennt werden musste, nicht beabsichtigt hat, es zu verletzen. Jetzt jedoch sei eine Entscheidung gefallen, und sie erklärt, dass das lyrische Ich nicht hoffen sollte, sie jemals wieder zu treffen.
Formal ist das Gedicht als Sonett strukturiert, eine strenge Gedichtform, die aus 14 Versen besteht und in zwei Quartette und zwei Terzette unterteilt ist.
Die Sprache des Gedichts ist von hoher Emotionalität geprägt, es dominieren Worte und Bilder, die Schmerz, Leid und Verzweiflung ausdrücken. Dies wirkt nicht nur ausdrucksvoll, sondern auch sehr bewegend und intensiv. Es handelt sich um ein leidenschaftliches und gefühlvolles Gedicht voller Schmerz und Verzweiflung.
Insgesamt handelt es sich also um ein Liebesgedicht mit tragischer Note, das von unerfüllter Liebe und dem Schmerz des Abschieds handelt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett 212“ des Autors Francesco Petrarca. 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Zwischen den Jahren 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Wien ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Spätmittelalter zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 109 Worte. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 115“, „Sonett 12“ und „Sonett 125“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett 212“ weitere 41 Gedichte vor.
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Zum Autor Francesco Petrarca sind auf abi-pur.de 41 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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