Sonett 193 von Francesco Petrarca

Einst sang, jetzt klag ich — aber ich gewinne
In Klagen jetzt, wie einst in den Gesängen.
Nicht an der Wirkung, an der Ursach hängen,
Berauscht von Hoheit, alle meine Sinne.
 
Nicht daß mir je mein gleicher Muth zerrinne,
Bey Sanftmuth, Härte, süßen, rauhen Klängen,
Gern trag ich alles — keine Bürden drängen
Mich, daß ich je zu beugen mich beginne.
 
Und mögen mit mir wie gewöhnlich schalten
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Amor und Laura, Menschen und Geschicke —
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Stets fröhlich sey mein Herz, mein Auge helle.
 
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Und lebend, sterbend, schmachtend werd’ ich halten
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Mich für den Meistbegünstigten vom Glücke,
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So süß ist meiner Bitterkeiten Quelle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett 193“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Francesco Petrarca, ein bedeutender italienischer Schriftsteller und Lyriker der Renaissance, der von 1304 bis 1374 lebte. Das Gedicht ist entsprechend der Renaissance zuzuordnen, einer Epoche, in der die Wertschätzung für den Menschen und seine individuellen Gefühle aufkeimte.

Der erste Eindruck des Sonetts weist auf eine lyrisch-intensive Auseinandersetzung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, innerem Konflikt und äußerer Haltung, Liebe und Leid hin.

Inhaltlich beschäftigt sich das lyrische Ich mit der Auseinandersetzung seiner eigenen Gefühle und Stimmungen, die es im Laufe seines Lebens erlebt hat. In den ersten Versen reflektiert es seine Transformation von einem einst fröhlichen Sänger zu einem jetzigen Kläger und bemerkt dabei überraschenderweise, dass es sowohl im Singen als auch im Klagen einen Gewinn sieht. Das lyrische Ich ist fest entschlossen, sich von keiner Last beugen zu lassen, inmitten von Glück und Unglück, Gegenwind und Widerständen.

Das lyrische Ich scheint eine komplexe Beziehung zu einer Person namens Laura und der Personifikation der Liebe, Amor, zu haben. Trotz aller Widrigkeiten bleibt es optimistisch und fröhlich, sowohl im Herzen als auch im Auge. In den letzten Zeilen behält das lyrische Ich diese Haltung auch in Anbetracht des Todes oder Siechtums bei. Es sieht sich als vom Glück begünstigt, da ihm die Quelle seiner Bitterkeit süß scheint.

Form und Sprache sind typisch für das Sonett. Das Gedicht besteht aus vierzehn Versen, die in vier Strophen unterteilt sind. Der Reim folgt keinem strengen Muster, was den fließenden Gedanken des lyrischen Ichs entspricht. Die Sprache ist leidenschaftlich und intensiv, voller Metaphern und bildhafter Ausdrücke, die eine reiche emotionale Landschaft zeichnen, in der das lyrische Ich navigiert.

Die einfache, aber kraftvolle Sprache ebenso wie die entschiedene, selbstbewusste Haltung des lyrischen Ichs in Strophe zwei, kombiniert mit dem ausgedrückten Optimismus in Strophe drei, verdeutlichen Petrarca's humanistische Werte, eine tiefe Wertschätzung der menschlichen Freiheit und ein Glück, das selbst in den dunkelsten Zeiten gefunden werden kann.

Insgesamt ist Petrarca's Gedicht ein lebendiges Porträt der menschlichen Erfahrung, eine Reflexion über Vergangenheit und Gegenwart, Liebe und Leid, Freude und Bitterkeit. Es ist ein Bekenntnis zu der immensen Stärke, die in jeder Emotion verborgen liegt und ein Zustimmung zu dem Prinzip, dass selbst in der Tragödie Schönheit gefunden werden kann.

Weitere Informationen

Francesco Petrarca ist der Autor des Gedichtes „Sonett 193“. Geboren wurde Petrarca im Jahr 1304 in Arezzo. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1320 und 1374. Erscheinungsort des Textes ist Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Spätmittelalter zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Francesco Petrarca sind „Sonett 104“, „Sonett 113“ und „Sonett 115“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 193“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

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