Sonett 187 von Francesco Petrarca

Wenn Phöbus taucht ins Meer den goldnen Wagen,
In Nacht die Luft und meinen Geist zu hüllen,
Dann treibt michs, um des Busens Angst zu stillen,
Des Himmels Sternen meinen Schmerz zu klagen.
 
Der Leiden Menge, die mein Herz ertragen,
Such’ ich dem Seelenlosen zu enthüllen,
Die Welt und Amorn, und des Schicksals Willen,
Mich selbst und Lauren zürnend anzuklagen.
 
Die Ruhe flieht, des Schlafes Schwingen weichen,
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Der Morgen trifft in Seufzern mich und Zähren,
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Den Augen zugesandt vom wunden Herzen.
 
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Aurora kommt dann, um die Nacht zu scheuchen,
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Doch nur die Sonne, die mir Lust und Schmerzen
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Gebiert, kann Lindrung meiner Brust gewähren.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett 187“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
104
Entstehungsjahr
nach 1320
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht ist von Francesco Petrarca, einem italienischen Dichter des 14. Jahrhunderts, welcher der Zeit der Renaissance zuzuordnen ist. Es handelt sich um ein Sonett, eine Form der Lyrik, die besonders anspruchsvoll ist und strengen Regeln folgt. Im ersten Eindruck vermittelt das Gedicht Melancholie, romantische Schwärmerei und einsame Reflexion.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich seine Seelenpein und Verzweiflung in der Einsamkeit der Nacht. Er strebt danach, seinen Kummer zu beruhigen, indem er ihn den Sternen am Himmel offenbart. Der lyrische Protagonist konfrontiert sich mit seinen Leiden und spricht sein Herz aus, indem er seine vorwurfsvollen Gedanken gegenüber der Welt, dem Gott der Liebe (Amor), dem Schicksal und insbesondere gegenüber sich selbst und „Lauren“ (wahrscheinlich Laura, der unerreichbaren Liebe Petrarcas) ausdrückt. Das lyrische Ich ist ruhelos, wird von Schlaflosigkeit geplagt und empfindet den Morgen als schmerzhaft. Der Tagesanbruch, symbolisiert durch den Mythos von Aurora, bringt keine Erleichterung. Nur die Sonne, die ihm sowohl Leid als auch Freude hervorbringt, bietet eine gewisse tröstende Linderung.

Die sprachliche Gestaltung des Gedichts zeichnet sich durch die Verwendung lebendiger Metaphern und poetischer Bilder aus. Phöbus und Aurora stehen hier für Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, und illustrieren gleichzeitig die tiefen emotionalen Zustände des lyrischen Ichs. Hinsichtlich der formalen Aspekte, folgt das Gedicht der klassischen Struktur eines italienischen Sonetts mit 14 Versen, aufgeteilt in zwei Quartetts (vierzeilige Strophen) und zwei Terzetts (dreizeilige Strophen). Diese Struktur lässt das Gedicht rhythmisch und harmonisch erscheinen, auch wenn es von Schmerz und Leiden erzählt.

Insgesamt handelt es sich bei Petrarcas Sonett 187 um ein wunderbares Beispiel seiner expressiven Dichtkunst, in dem er seinen emotionalen Konflikt und seine tiefe Verzweiflung in der Nacht eindrucksvoll in Worte fasst, seine inneren Kämpfe, seine Sehnsucht und sein Leid auf vielfältige Weise offenbart, um schließlich einen winzigen Hoffnungsschimmer in dem Leiden zu finden, das die Sonne ihm einflößt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett 187“ ist Francesco Petrarca. Im Jahr 1304 wurde Petrarca in Arezzo geboren. Im Zeitraum zwischen 1320 und 1374 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Spätmittelalter zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 104 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Francesco Petrarca sind „Sonett 132“, „Sonett 134“ und „Sonett 137“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett 187“ haben wir auf abi-pur.de weitere 41 Gedichte veröffentlicht.

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