Persisches Heliotrop von Rainer Maria Rilke

Es könnte sein, daß dir der Rose Lob
zu laut erscheint für deine Freundin: Nimm
das schön gestickte Kraut und überstimm
mit dringend flüsterndem Heliotrop
 
den Bülbül, der an ihren Lieblingsplätzen
sie schreiend preist und sie nicht kennt.
Denn sieh: wie süße Worte nachts in Sätzen
beisammenstehn ganz dicht, durch nichts getrennt,
aus der Vokale wachem Violett
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hindüftend durch das stille Himmelbett —:
 
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so schließen sich vor dem gesteppten Laube
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deutliche Sterne zu der seidnen Traube
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und mischen, daß sie fast davon verschwimmt,
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die Stille mit Vanille und mit Zimt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Persisches Heliotrop“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Persisches Heliotrop“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker der literarischen Moderne, der von 1875 bis 1926 lebte. Daher ist es im Kontext des frühen 20. Jahrhunderts zu betrachten.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht von einer sehr bildreichen und sinnlichen Sprache geprägt ist. Es entsteht durch die Worte ein Hauch von Exotik und Mystik, sowie eine intensive Atmosphäre, in der Empfindungen, Natur und Kultur zu einer ästhetischen Einheit verschmelzen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einer Beziehung oder Freundschaft, die mit der Schönheit und Subtilität von Pflanzen und Düften verglichen wird. Die Rose, ein traditionelles Symbol der Liebe, wird verworfen zugunsten des Heliotrops, der aufgrund seiner zarten, flüsternden Natur besser geeignet scheint, die Beziehung zu repräsentieren. Die Feier der Schönheit und Zartheit wird weiterhin im Kontrast des Bülbül - eine Vogelart, die in der persischen Literatur oft zur Darstellung von Liebe und Sehnsucht verwendet wird - und der Freundin dargestellt.

Die Aussage des lyrischen Ich ist somit das Lob und die Feier von zarter, unaufdringlicher Schönheit und Intimität, im Gegensatz insbesondere zu lauter, offenkundiger Bewunderung oder Leidenschaft. Es betont die Bedeutung von Zurückhaltung und Subtilität, wie sie in der natürlichen Welt sichtbar ist.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen unterschiedlicher Länge (vier, sechs, vier Verse) und ist im freien Versmaß verfasst. Es wird eine metaphorische und lyrische Sprache benutzt, die mit vielen sensorischen Bildern und einem reichen Wortschatz arbeitet. Die vielschichtigen Referenzen erzeugen eine aufgeladene symbolische Atmosphäre, die Rilkes tiefes Eindringen in die Dinge und seine Fähigkeit, sie zu transzendieren und poetisch zu neuer Bedeutung zu bringen, widerspiegelt.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Persisches Heliotrop“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 89 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Zum Autor des Gedichtes „Persisches Heliotrop“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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