Pennal von Frank Wedekind

Länger kann mein Herz ich nicht bezähmen –
Ach du lieber Gott, ich tat es nie! –
Doch Sie dürfen es nicht übelnehmen,
Aber ich gesteh’s, ich liebe Sie.
Und wenn ich Sie auf der Straße sehe,
Dann ergreift es mich, ich weiß nicht wie;
Dann wird es mir klar und ich gestehe
Ihnen noch einmal: Ich liebe Sie.
 
Ob ich gehe, stehe, liege, sitze,
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Ob ich meinen Aufsatz schreiben soll,
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Ob ich über der Grammatik schwitze,
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Stets erscheint Ihr Bild verheißungsvoll.
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Und wenn Sie mir nicht zu schreiben denken,
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Dann soll ein verheißungsvoller Blick,
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Den Sie im Vorübergehn mir schenken,
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Bote sein von meinem größten Glück.
 
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Aber wenn mein Herz zu kühn gewesen,
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Wenn sich Ihre Blicke wenden ab,
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Werden Sie vielleicht im Tagblatt lesen,
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Wo ein Lebensmüder fand sein Grab.
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So, Sie kennen nun mein Liebesfeuer;
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Winkt mir heitres, winkt mir düstres Los?
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Meine Freude wäre ungeheuer;
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Meine Schmerzen wären riesengroß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Pennal“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
152
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Frank Wedekind, ein deutscher Dramatiker und Liederdichter des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, ist der Autor des Gedichts „Pennal“. Es gehört in die literarische Epoche des Naturalismus und Expressionismus, in welchen sich die Künstler vermehrt den dunkleren Seiten des menschlichen Daseins zugewendet haben.

Auf den ersten Blick wirkt dieses Gedicht wie eine Liebeserklärung, in der ein junger Mann seine Gefühle gegenüber einer geliebten Person ausspricht. Die hohe emotionale Intensität und Dramatik, die das hysterische Liebesleid widerspiegeln, erzeugen beim Leser eine Atmosphäre von Leidenschaft und Verzweiflung.

Inhaltlich drückt das lyrische Ich in dem Gedicht seine starke Gefühlswelt aus, die es vollständig beherrscht, insbesondere die intensive Liebe zu einer anderen Person. Dies stellt das lyrische Ich in einer enormen emotionalen Abhängigkeit zu dieser Person dar. Im letztgenannten lyrischen Dialog deutet das Ich auch auf ein mögliches tragisches Ende hin, sollte die Liebe nicht erwidert werden.

Das Gedicht ist in drei Strophen zu jeweils acht Versen unterteilt, wobei die Sprache teils pathetisch, teils von einer naiven Einfachheit ist. Auffällig ist der Einsatz des Reimschemas AABB in jeder Strophe, der zusammen mit dem einfachen Jambus eine gewisse eingängige Regelmäßigkeit erzeugt. Trotz der simplen Wortwahl erzeugt Wedekind durch drastische und überschwängliche Metaphern eine besonders intensive emotionale Wirkung, die die Verzweiflung und emotionale Abhängigkeit des lyrischen Ichs unterstreicht. Die Wiederholungen und Verstärkungen (ich liebe Sie, mein größtes Glück, riesengroß) tragen zur Intensität und Dringlichkeit der Liebeserklärung bei und heben die obsessiven Eigenschaften dieser Liebe noch weiter hervor.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in „Pennal“ von Frank Wedekind eine obsessive und abhängige Liebe beschrieben wird, die sowohl starke Glücksgefühle als auch existenzielles Leid verursacht. Der expressive Ton und die stilistischen Elemente des Gedichtes unterstützen diese thematische Ausrichtung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Pennal“ ist Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 152 Worte. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „Alte Liebe“, „Altes Lied“ und „Am Scheidewege“. Zum Autor des Gedichtes „Pennal“ haben wir auf abi-pur.de weitere 114 Gedichte veröffentlicht.

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