Parodie von Susanne von Bandemer

„Zur Liebe nur sind wir geboren –“
Sagt ihr: Ihr Herren Männer, wißt,
Ihr habt noch nie dabey verloren,
Wenn unser Geist gebildet ist.
Seid ihr mit Einer nur verbunden,
Die nicht allein in Cypris Hain,
Nein, die auch wird in ernsten Stunden
Euch mehr, als bloßes Spielwerk seyn.
 
Dann laßt gern euer Herz besiegen.
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Das Weib, die Wissenschaften ehrt
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Und zärtlich fühlt, gönnt mit Vergnügen
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Euch, Männer! euren höhern Werth.
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Sie fliehet den gelehrten Schimmer
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Wenn sie treu ihren Pflichten lebt;
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Wird nie Rivalinn und kenn’t nimmer
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Den Dünkel, der sich überhebt.
 
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Bescheiden, wie Cytherens Taube,
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Die nicht mit Jovis Vogel ringt,
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Geizt sie nicht nach dem Götterraube
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Mit dem er sich zur Sonne schwingt.
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Und wenn ein Wieland überflieget
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Leukadens süße Sängerinn,
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So hat dort Männerkunst gesieget,
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Hier aber, Paphos Königinn.
 
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Wir huld’gen gern Appollo’s Söhnen,
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Wenn ihr das Roß des Pindus lenkt;
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Nur laßt den sogenannten Schönen,
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Die Wissensfreyheit ungekränkt.
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Wie schnell muß Reiz und Jugend weichen;
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Wenn dann der Mund nicht geistvoll spricht,
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So werden wir euch von uns scheuchen: –
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Mit Sappho’s Leyer aber nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Parodie“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
182
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Parodie“ stammt von der deutschen Dichterin Susanne von Bandemer, die von 1751 bis 1828 lebte. Dieser Zeitrahmen weist darauf hin, dass das Gedicht wahrscheinlich während der Epoche der Aufklärung oder des frühen 19. Jahrhundert entstanden ist.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das lyrische Ich gegen die traditionellen Geschlechterrollen in Beziehungen und Ehe argumentiert und Frauen für ihre intellektuellen Fähigkeiten Gehör verschaffen will.

Die Verszeilen des Gedichts führen die Leser auf eine Reise, die inhaltlich zeigt, dass Frauen nicht nur für Liebe und Romantik geschaffen sind. Sie verfügen auch über Bildung, und diese Fähigkeiten sollten von Männern nicht ignoriert werden. Bandemer fordert Männer auf, Frauen in einer gleichberechtigten Position in Beziehungen zu sehen, eine ungewöhnliche Forderung für diese Zeit.

Das Gedicht besteht aus vier gleich langen Strophen von jeweils acht Versen. Die Verwendung solcher klassischen Formen war in dieser Zeit üblich und zeigt die formale Beherrschung der Autorin.

Die Sprache der Dichterin ist klar, geistvoll und eindeutig. Ihre Behauptungen sind unumstritten, und sie verwendet allegorische Anspielungen auf die griechische Mythologie, um ihre Punkte zu verdeutlichen. In den Versen bezieht sie sich auf Apollo, den Gott der Dichtung, sowie auf Sappho, die berühmte antike griechische Dichterin, und Pindus, ein Berg bekannt für seine Inspirationskraft auf Dichter. Durch diese Beispiele versinnbildlicht Bandemer, dass sowohl Männer als auch Frauen imstande sind, hohe Kunst zu schaffen.

Zusammenfassend ist dieses Gedicht ein leidenschaftliches Plädoyer für weibliche Bildung und intellektuelle Freiheit. Es fordert Männer heraus, ihr stereotypisches Bild von Frauen zu überdenken und anerkennt gleichzeitig die Fähigkeit von Frauen, wertvolle Beiträge zur Kultur und Gesellschaft zu leisten. Es spiegelt damit auch die progressive Einstellung und das Engagement der Autorin für Frauenrechte wider.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Parodie“ ist Susanne von Bandemer. Die Autorin Susanne von Bandemer wurde 1751 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1802. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 182 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Abschied an Selmar“, „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“ und „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“ sind weitere Werke der Autorin Susanne von Bandemer. Zur Autorin des Gedichtes „Parodie“ haben wir auf abi-pur.de weitere 86 Gedichte veröffentlicht.

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