Papageienpark von Rainer Maria Rilke

Paris

Unter türkischen Linden, die blühen, an Rasenrändern,
in leise von ihrem Heimweh geschaukelten Ständern
atmen die Ara und wissen von ihren Ländern,
die sich, auch wenn sie nicht hinsehn, nicht verändern.
 
Fremd im beschäftigten Grünen wie eine Parade,
zieren sie sich und fühlen sich selber zu schade
und mit den kostbaren Schnäbeln aus Jaspis und Jade
kauen sie Graues, verschleudern es, finden es fade.
 
Unten klauben die duffen Tauben, was sie nicht mögen,
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während sich oben die höhnischen Vögel verbeugen
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zwischen den beiden fast leeren vergeudeten Trögen.
 
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Aber dann wiegen sie wieder und schläfern und äugen,
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spielen mit dunkelen Zungen, die gerne lögen,
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zerstreut an den Fußfesselringen. Warten auf Zeugen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Papageienpark“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Papageienpark“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem renommierten österreichischen Schriftsteller, der von 1875 bis 1926 lebte. Rilke zählt zu den bedeutendsten Lyrikern der deutschen Literatur des beginnenden 20. Jahrhunderts, insbesondere der Moderne.

Der erste Eindruck des Gedichts vermittelt ein Bild eines exotischen Vogelparks. Die papageienartigen Aras sitzen in ihrer fremden Umgebung, fernab ihrer Heimat. Sie interagieren nur begrenzt mit ihrer Umgebung, wirken gleichgültig und überlegen.

Inhaltlich schildert das Gedicht Papageien in einem Park, den der Autor als exotisch und fremd darstellt. Sie stehen unter blühenden türkischen Linden und scheinen Heimweh zu haben. Sie sind sich ihrer schönen, unveränderbaren Heimat bewusst, auch wenn sie sie nicht sehen können. Sie wirken auf die Umgebung wie eine seltsame Parade und nehmen sich als zu wertvoll wahr, um ihre Umgebung vollständig zu akzeptieren. Sie nutzen ihren teuren Schnabel, wahrscheinlich als Symbol für ihre Schönheit und Einzigartigkeit, um graues Futter zu kauen, das sie als langweilig empfinden. Währenddessen klauben Tauben auf dem Boden und die papageienartigen Aras verbeugen sich spöttisch. Sie wirken ob ihrer Situation zerstreut und warten gleichsam auf Zeugen ihrer ungewissen Zukunft.

Die Form des Gedichts besteht aus vier Strophen, mit einer variierenden Versanzahl von drei bis vier Versen. Das Gedicht hat keinen konkreten Reimschema, was die freie Form der modernen Poesie unterstreichen könnte.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von bildhaften Formulierungen und starken Metaphern. Die Metapher der wertvollen Schnäbel aus Jaspis und Jade unterstreicht die Exotik und Wertigkeit der Papageien. Die wiederholte Verwendung des Farbattributs „grau“ könnte hingegen für Monotonie und Eintönigkeit stehen, die die Papageien in ihrer neuen Umgebung empfinden. Des Weiteren sind Emotionalität und innere Konflikte des lyrischen Ichs in Form von Heimweh und Langeweile festzustellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rilke in seinem Gedicht „Papageienpark“ das Bild von exotischen Tieren in einer fremden Umgebung darstellt und durch seine Auswahl an Metaphern und Farbsymbolik einen Eindruck von deren innerem Konflikt und Unzufriedenheit evoziert.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Papageienpark“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1918 zurück. Erschienen ist der Text in Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 110 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Papageienpark“ weitere 338 Gedichte vor.

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