Ostern von Joachim Ringelnatz

Wenn die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
„Glockenklingen“ sich auf „Lenzesschwingen“
Endlich reimt,
Und der Osterhase hinten auch schon preßt,
Dann kommt bald das Osterfest.
 
Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen
Ostern naht auf Lenzesschwingen, – – –
Dann mit jenen Dichterlingen
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Und mit deren jugendlichen Bräuten
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Draußen schwelgen mit berauschten Händen – – –
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Ach, das denk ich mir entsetzlich,
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Außerdem – unter Umständen –
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Ungesetzlich.
 
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Aber morgens auf dem Frühstückstische
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Fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe, frische
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Eier. Und dann ganz hineingekniet!
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Ha! Da spürt man, wie die Frühlingswärme
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Durch geheime Gänge und Gedärme
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In die Zukunft zieht,
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Und wie dankbar wir für solchen Segen
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Sein müssen.
 
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Ach, ich könnte alle Hennen küssen,
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Die so langgezogene Kugeln legen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Ostern“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ostern“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Maler, der in der Zeit von 1883 bis 1934 lebte und arbeitete.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und fröhlich. Die leichte und lustige Art, wie Ringelnatz das Osterfest und seine Bräuche beschreibt, wirkt amüsant und angenehm.

Im Grunde geht es in dem Gedicht um das Frühlingsfest Ostern und die mit ihm verbundenen Traditionen und Empfindungen. Der Autor parodiert dabei den Gebrauch von Klischees und überstrapazierten Reimen in der Lyrik wie „Glockenklingen“ und „Lenzesschwingen“. Großen Wert legt das lyrische Ich auf das Essen, insbesondere auf Ostereier, die es am Ende sogar küssen möchte. Gleichzeitig lehnt es das Ausgelassensein und vermutlich übertriebene Frühlingsgefühle ab, was es als potentiell „ungesetzlich“ bezeichnet.

Form und Sprache des Gedichts sind geprägt von einer Mischung aus formaler Struktur und humoristischer, fast volkstümlicher Sprache. Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen. Die Sprache ist flüssig und gut verständlich. Ringelnatz benutzt einfache, konkrete Bilder und spielt ironisch mit Phrasen und Reimen aus der lyrischen Tradition, um die Vorfreude und Feierlichkeit des Osterfestes darzustellen, aber gleichzeitig auch kritisch zu hinterfragen. Ironie und Übertreibung sind zentrale Stilmittel in diesem Gedicht.

Zusammenfassend ist „Ostern“ von Joachim Ringelnatz ein humoristisches und leicht satirisches Gedicht, das Frühlingsklischees auf spielerische und amüsante Weise aufgreift und hinterfragt.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Ostern“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 114 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Ostern“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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