Olaf Gulbransson von Joachim Ringelnatz

In der freien Sonne, angesichts
Schöner Tennisspielerinnen,
Steht ein Stier.
Nur ein schmales Linnen
Bammelt ihm vorm Bauch und verdeckt nichts.
 
Goldig blinken kleine Einzelhärchen
Auf der nackten, braunen Haut.
Etwas brummt behaglich. Und ein Märchen
Wächst ringsum aus Gras und Kraut.
 
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Etwas rund und blank wie Billardglatze
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Wendet sich. Man sieht:
 
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Eine undressierbar wilde Katze.
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Die beugt sich zurück und zieht –
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Gott weiß wie – wunderliche,
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Unvergleichbar sichre Zauberstriche.
 
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Breitbeturbant geht ein Riesenrind
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In dem schon geschilderten Gewande
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Grinsend durch die Wiese und den Wind
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Nach dem Strande.
 
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Einen dreisten Seehund sieht man in dem kühlen
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Wasser draußen sich zu Hause fühlen.
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Echter Whisky strömt durch echte Kehle.
 
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Irgendein beschissner Tropf
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Will sich über Großes lustig machen.
25 
Eine Flasche fliegt ihm an dem Kopf.
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Es ertönt ein echtes Lachen.
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Leise seitwärts schreitet eine zarte Weltallseele.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Olaf Gulbransson“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Olaf Gulbransson“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, wodurch das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden kann. Es ist ein oft skurriler und humorvoller Dichter, bekannt für seine Wortspielereien und unkonventionellen Metaphern.

Das lyrische Ich des Gedichtes beschreibt auf den ersten Blick eine Reihe von scheinbar zusammenhanglosen Szenen: einen Stier in der Sonne, Tennisspielerinnen, wilde Katzen und einen Seehund im kühlen Wasser. Jedes dieser Bilder ist detailliert und lebhaft, aber es ist schwer, eine klare Geschichte oder Botschaft aus dem Gedicht zu extrahieren.

Der Inhalt des Gedichts scheint eine humorvolle und absurde Würdigung des norwegischen Karikaturisten Olaf Gulbransson zu sein. Das lyrische Ich erzeugt eine Reihe von farbenfrohen, lächerlichen Bildern, die möglicherweise die kreativen und komischen Aspekte der Karikaturkunst widerspiegeln. Gleichzeitig kann es als satirische Kritik an elitären oder als scheinheilig wahrgenommenen Aspekten der Gesellschaft gesehen werden, indem es sie auf spielerische und überraschende Weise hinterfragt.

Was die Form des Gedichts betrifft, so besteht es aus sieben Strophen, die leicht variierende Anzahlen von Versen aufweisen. Es gibt keinen offensichtlichen Reim oder Rhythmus, was zur uneinheitlichen und skurrilen Natur des Gedichts beiträgt.

Sprachlich ist das Gedicht sehr bildhaft und nutzt humorvolle und absurde Metaphern, um die verschiedenen Szenen zu beschreiben. Es ist direkt und informell, mit einem Ton, der sowohl spöttisch als auch genüsslich ist.

Zusammengefasst ist „Olaf Gulbransson“ ein humorvolles und lebhaftes Gedicht, das satirische und abwegige Elemente nutzt, um die Absurditäten des Lebens und der Kunst darzustellen. Es ist ein herausforderndes Gedicht, das den Leser dazu einlädt, sich selbst seine Gedanken über die dargebotenen Szenen und Bilder zu machen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Olaf Gulbransson“ ist Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 135 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Olaf Gulbransson“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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