Odysseus von Friedrich Schiller

Alle Gewässer durchkreuzt’ Odysseus, die Heimat zu finden,
Durch der Scylla Gebell, durch der Charybde Gefahr,
Durch die Schrecken des feindlichen Meers, durch die Schrecken des Landes,
Selbst in des Aides Reich führt ihn die irrende Fahrt.
Endlich trägt das Geschick ihn schlafend an Ithakas Küste,
Er erwacht, und erkennt jammernd das Vaterland nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Odysseus“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Odysseus“ wurde von Friedrich Schiller verfasst, der von 1759 bis 1805 lebte. Als bedeutender Dichter der Weimarer Klassik lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der Übergangszeit zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert einordnen.

Das Gedicht erweckt zunächst den Eindruck einer episodischen Erzählung, die von den Abenteuern der griechischen Mythologie inspiriert wurde, speziell von der Figur des Odysseus. Es besitzt eine stark dramatische Qualität, die Schillers typischen Stil widerspiegelt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die Heimreise des Odysseus nach der Zeit des Trojanischen Kriegs. Das lyrische Ich beschreibt die zahlreichen Gefahren und Hindernisse, die Odysseus auf seiner Reise überwinden muss, darunter verschiedene Monster und Göttinnen sowie das finstere Reich des Hades. Diese Erlebnisse sind Metaphern für die inneren und äußeren Kämpfe, die der Mensch auf der Suche nach seiner inneren Heimat oder Identität durchstehen muss. Obwohl Odysseus am Ende physisch nach Ithaka zurückkehrt, erkennt er sein Vaterland nicht wieder, was eine tiefgreifende Entfremdung und Verlust anzeigt.

In Form und Sprache ist das Gedicht sehr geradlinig und klar strukturiert, was die beständige, unerschütterliche Reise von Odysseus widerspiegelt. Es ist in sechszeiligen Strophen abgefasst, ein paralleler Satzbau und zahlreiche Enjambements geben dem Gedicht einen fließenden Rhythmus. Schiller verwendet eine hochgestochene, bilderreiche Sprache und Metaphern, die den mythischen Charakter der Erzählung betonen. Der gebrauch von der antiken Mythologie als Metapher lässt das Gedicht sich sowohl mit der Epoche des Klassizismus, als auch mit der kulturellen Tradition verbinden.

Insgesamt verwendet Schiller die Geschichte von Odysseus als Allegorie für die menschliche Suche nach Identität und Zugehörigkeit und die Unvermeidlichkeit von Wandel und Entfremdung, auch wenn wir am Ende dorthin zurückkehren, wo wir angefangen haben.

Weitere Informationen

Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Odysseus“. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. 1796 ist das Gedicht entstanden. In Neustrelitz ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Literaturepoche, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Die Italienreise Goethes im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Literaturepoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Die Autoren der Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit erreichen zu können. In der Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Schiller, Goethe, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 54 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „An die Parzen“, „An die Sonne“ und „An einen Moralisten“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Odysseus“ weitere 220 Gedichte vor.

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