Ode an Herrn Professor Zachariae von Johann Wolfgang von Goethe

Schon wälzen schnelle Räder rasselnd sich und tragen
Dich von dem unbedau’rten Ort’,
Und angekettet fest an deinem Wagen
Die Freude mit dir fort.
 
Du bist uns kaum entwichen, und schwermüthig ziehen
Aus dumpfen Höhlen [denn dahin
Flohn sie bey deiner Ankunft, wie für’m Glühen
Der Sonne Nebel fliehn]
 
Verdruß und Langeweile. Wie die Stymphaliden
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Umschwärmen sie den Tisch, und sprühn
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Von ihren Fittigen Gift unserm Frieden
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Auf alle Speisen hin.
 
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Wo ist sie zu verscheuchen unser güt’ger Retter,
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Der Venus vielgeliebter Sohn,
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Apollo’s Liebling, Liebling aller Götter?
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Bebt! Er ist uns entflohn
 
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O gäb er mir die Stärke seine mächt’ge Leyer
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Zu schlagen, die Apoll ihm gab;
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Ich rührte sie, dann flöhn die Ungeheuer
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Erschrökt zur Höll’ hinab.
 
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O leih’ mir, Sohn der Maja, deiner Ferse Schwingen,
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Die du sonst Sterblichen geliehn;
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Sie reissen mich aus diesem Elend, bringen
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Mich nach der Okker hin.
 
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Dann folg’ ich ohnerwartet einstens ihm am Flusse;
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Jedoch so wenig staunet er,
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Als gieng ihm, angeheftet seinem Fuße,
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Sein Schatten hinter her.
 
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Von ihm dann unzertrennlich wärmt den jungen Busen
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Der Glanz, der glorreich ihn umgiebt.
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Er liebet mich, dann lieben mich die Musen,
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Weil mich ihr Liebling liebt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Ode an Herrn Professor Zachariae“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
200
Entstehungsjahr
1767
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Ode an Herrn Professor Zachariae“ und stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur. Goethe lebte von 1749 bis 1832, sodass das Gedicht in den Kontext der literaturhistorischen Epoche der Weimarer Klassik einzuordnen ist.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die Ehrerbietung auf, die Goethe dem adressierten Professor Zachariae zollt. Die herzvollen und teils mythischen Metaphern zeugen von hoher Wertschätzung und Respekt für den angesprochenen Professor.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich den Professor zu vermissen. Der Professor hat offenbar einen Ort verlassen und der Sprecher beschreibt in metaphorischer Sprache den Verlust und die Leere, die er hinterlassen hat. Er beschreibt, wie der bedeutende Mann seinen Platz verlässt und die Freude mit sich nimmt. Er lässt das lyrische Ich mit Verdruß und Langeweile zurück. Es erscheint, als ob das lyrische Ich den Professor sehr schätzt und ihm folgen möchte.

In Bezug auf die Form und Sprache, verwendet Goethe eine erhabene, formale und stilisierte Sprache, die gut zur Ode passt, eine Gedichtform, die traditionell verwendet wird, um Lob und Bewunderung auszudrücken. Er benutzt mythologische Anspielungen, wie den Sohn der Venus und Apollos Liebling, was den erhöhten Status des Professors unterstreicht und dem Gedicht einen klassischen Unterton verleiht.

Goethe wählt eine gereimte Form für das Gedicht, wodurch das Lesen und Verstehen erleichtert wird. Er nutzt Metaphern und Vergleiche über das gesamte Gedicht hinweg, die die Emotionen und die Botschaft des lyrischen Ichs unterstreichen und dem Leser helfen, die Bedeutung der Worte zu erfassen.

Zusammengefasst handelt es sich um ein hochgradig stilisiertes und formales Gedicht, das den Respekt und die Bewunderung Goethes für Professor Zachariae auf kunstvolle und kraftvolle Weise kommuniziert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Ode an Herrn Professor Zachariae“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Im Jahr 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1767 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Auf zeitlicher Ebene lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik wird oft nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen werden in der Literatur genutzt. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. In der Gestaltung wurde das Gesetzmäßige, Wesentliche, Gültige sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das vorliegende Gedicht umfasst 200 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Entfernte“, „An die Günstigen“ und „An einen jungen Prahler“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ode an Herrn Professor Zachariae“ weitere 1618 Gedichte vor.

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