O du, die mir die Liebste war von Wilhelm Busch

1	O du, die mir die Liebste war,
2	Du schläfst nun schon so manches Jahr.
3	So manches Jahr, da ich allein,
4	Du gutes Herz, gedenk ich dein.
5	Gedenk ich dein, von Nacht umhüllt,
6	So tritt zu mir dein treues Bild.
7	Dein treues Bild, was ich auch tu,
8	Es winkt mir ab, es winkt mir zu.
9	Und scheint mein Wort dir gar zu kühn,
10	Nicht gut mein Tun,
11	Du hast mir einst so oft verziehn,
12	Verzeih auch nun.

Details zum Gedicht „O du, die mir die Liebste war“

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht wurde von dem deutschen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch verfasst, der von 1832 bis 1908 lebte und vor allem durch seine humoristischen und satirischen Bildergeschichten bekannt ist. Seine Schaffenszeit fällt vorwiegend in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, in das Zeitalter des Biedermeier und des beginnenden Realismus in der deutschen Literatur.

Schon beim ersten Lesen fallen die melancholische Stimmung und die Sehnsucht des lyrischen Ichs auf. Es erinnert sich an eine verstorbene Geliebte, die offenbar schon seit einigen Jahren nicht mehr am Leben ist. Das lyrische Ich denkt oft an sie und fühlt ihre Anwesenheit, auch wenn sie nur als Bild in seiner Erinnerung existiert. Es hat das Gefühl, dass das Bild der Geliebten ihm Zeichen gibt, es in bestimmten Handlungen bestärkt oder davon abbringt. Zudem scheint es, das lyrische Ich habe etwas zu bereuen, da es um Vergebung für sein Handeln bittet.

Der Inhalt des Gedichts ist geprägt von der Trauer um den Verlust einer geliebten Person und dem Wunsch, von dieser Person auch posthum Vergebung zu erlangen. Das lyrische Ich ist in einer Weise an die Vergangenheit gebunden, die es zu hindern scheint, im Hier und Jetzt zu leben und sich von der Vergangenheit zu lösen.

Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und direkt, die Sätze sind kurz und klar. Die Verse sind mit jeweils nur zwei bis sechs Wörtern recht knapp gehalten, was die Konzentration auf das Wesentliche unterstreicht. Typisch für Wilhelm Busch ist der Reim, der in diesem Gedicht durchgehend in Kreuzreimform (abab) vorliegt. Die formale Gestaltung des Gedichts ist sehr regelmäßig: Es besteht aus insgesamt nur drei Strophen, wobei jede Strophe aus vier Versen besteht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wilhelm Buschs Gedicht „O du, die mir die Liebste war“ ein Melancholie und tiefe Trauer ausdrückendes Gedicht ist. Es thematisiert den Verlust einer geliebten Person und den Wunsch, von ihr Vergebung zu erhalten. Innerhalb dieser schweren Thematik vermittelt es jedoch auch eine gewisse Innigkeit und Zärtlichkeit gegenüber der verstorbenen Geliebten. Es ist ein lyrisches Zeugnis der tiefen Verbundenheit, die über den Tod hinaus Bestand hat.

Weitere Informationen

Wilhelm Busch ist der Autor des Gedichtes „O du, die mir die Liebste war“. Im Jahr 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Im Zeitraum zwischen 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. In Wiesbaden u. Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 76 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Ach, ich fühl es! Keine Tugend“, „Ach, wie geht’s dem Heilgen Vater“ und „Als Christus der Herr in Garten ging“ sind weitere Werke des Autors Wilhelm Busch. Zum Autor des Gedichtes „O du, die mir die Liebste war“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 208 Gedichte vor.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Wilhelm Busch

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Wilhelm Busch und seinem Gedicht „O du, die mir die Liebste war“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

• Busch, Wilhelm (1832 - 1908)

Weitere Gedichte des Autors Wilhelm Busch (Infos zum Autor)

• Abschied
• Ach, ich fühl es! Keine Tugend
• Ach, wie geht’s dem Heilgen Vater
• Als Christus der Herr in Garten ging
• Als er noch krause Locken trug
• Also hat es dir gefallen
• Auf Wiedersehn
• Auf den Sonntag früh Morgen
• Bedächtig
• Befriedigt

Zum Autor Wilhelm Busch sind auf abi-pur.de 208 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.