O Mädchen, Mädchen, schläfst du schon? von Robert Burns

O, Mädchen, Mädchen, schläfst Du schon?
O, sprich nicht meiner Liebe Hohn,
Ich geh’ nicht ohne Kuß davon,
Ich möchte gern hinein, Herz!
 
O, laß mich ein nur diese Nacht,
Nur diese, diese, diese Nacht,
Hab’ Mitleid, ach, nur diese Nacht,
Steh’ auf und laß mich ein, Herz!
 
Hörst Du den rauhen Winterwind?
10 
Die Sternlein all’ erloschen sind,
11 
’S ist kalt und naß, hab’ Mitleid, Kind,
12 
Und schütz’ mich vor dem Frost, Herz!
 
13 
Der Sturm faßt mich so eisig an,
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Die ganze Nacht der Regen rann;
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O, Mädchen, Du bist Schuld daran
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Daß ich so elend bin, Herz!
 
17 
O, laß mich ein nur diese Nacht,
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Nur diese, diese, diese Nacht;
19 
Hab’ Mitleid, ach, nur diese Nacht,
20 
Steh’ auf und laß mich ein, Herz!
 
21 
Ihre Antwort:
 
22 
O, nicht von Wind und Regen sprich,
23 
Noch, daß ich elend machte Dich,
24 
Geh’ heim, geh’ heim, verlasse mich
25 
Ich mache Dir nicht auf, Herz!
 
26 
Ich sage Dir, in dieser Nacht,
27 
In dieser, dieser, dieser Nacht,
28 
Ich sage Dir in dieser Nacht
29 
Mach’ ich Dir nimmer auf, Herz!
 
30 
Der Sturm, der um den Wand’rer brüllt,
31 
Der Regen, der den Weg ausfüllt,
32 
Ist Nichts zu dem, was ich gefühlt
33 
Als Du betrogen mich, Herz!
 
34 
Die schönste Blume, zart und traut,
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Zertreten nun wie schlechtes Kraut,
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Hat mir erzählt mit stummem Laut
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Mein Schicksal sei wie ihr’s; Herz!
 
38 
Das Vöglein in dem grünen Laub,
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Ist nun des Vogelstellers Raub,
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Sein Schicksal ist das meine, glaub’,
41 
Und das verdank’ ich Dir, Herz!
 
42 
Ich sage Dir, in dieser Nacht,
43 
In dieser, dieser, dieser Nacht,
44 
Ich sage Dir in dieser Nacht
45 
Mach’ ich Dir nimmer auf, Herz!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „O Mädchen, Mädchen, schläfst du schon?“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
12
Anzahl Verse
45
Anzahl Wörter
269
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem schottischen Dichter Robert Burns, der im 18. Jahrhundert lebte. Der Titel ist nicht explizit genannt, doch findet sich die Zeile „O Mädchen, Mädchen, schläfst du schon?“ in der ersten Strophe, weshalb sie als Titel genutzt worden sein könnte.

Auf den ersten Blick liest sich das Gedicht wie ein Dialog zwischen zwei Liebenden, wobei der Text vor allem durch die wiederholenden Motive von Kälte, Leid und Bedrängnis auffällt.

Inhaltlich geht es um einen Mann, das lyrische Ich, der verzweifelt versucht, zu seiner Geliebten zu gelangen, die ihn jedoch abweist. Er versucht, sie dazu zu bewegen, ihm Einlass zu gewähren, indem er auf die Kälte und sein Leid hinweist. Seine Argumentation - sowohl die rauen Wetterbedingungen als auch seine emotionale Qual - bleiben erfolglos. Zugleich wird klar, dass in ihrer Vergangenheit eine ungenannte Verletzung stattgefunden hat, die das Mädchen zum Herzschmerz und zur Ablehnung bewogen hat.

In puncto Sprache und Form ist auffallend, dass jede Strophe aus vier Versen besteht. Der Text ist gut strukturiert und weist eine klare, rythmische Form auf. Die Sprache ist dabei recht einfach und direkt. Auffällig ist der Gebrauch der Wiederholungen, um das Drängen und Flehen des lyrischen Ichs hervorzuheben. Besonders hervorzuheben ist dabei die wiederholte Verwendung des Wortes „Nacht“, was sowohl eine aktuelle äußere Gegebenheit beschreibt, als auch symbolhaft für die emotionale Dunkelheit und Kälte des lyrischen Ichs steht.

Zusammengefasst ist das Gedicht ein Ausdruck einer unerwiderten Liebe und der damit einhergehenden emotionalen Qual. Der Dichter nutzt einfache und klare Sprache, um die verzweifelte Situation des lyrischen Ichs und das unnachgiebige Gegenüber des Mädchens zu veranschaulichen. Dabei wird klar, dass dieses Verhalten auf eine verletzte Vergangenheit zurückzuführen ist, womit das Gedicht zugleich eine Aussage über das Leid, das Menschen sich gegenseitig zufügen können, trifft.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „O Mädchen, Mädchen, schläfst du schon?“ des Autors Robert Burns. 1759 wurde Burns in Alloway (Ayrshire) geboren. 1795 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Klassik zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 269 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 45 Versen mit insgesamt 12 Strophen. Der Dichter Robert Burns ist auch der Autor für Gedichte wie „An einen Kuß“, „Betrog’ner Bursch“ und „Beß und ihr Spinnrad“. Zum Autor des Gedichtes „O Mädchen, Mädchen, schläfst du schon?“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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