Nähe von Johann Wolfgang von Goethe

Wie du mir oft, geliebtes Kind,
Ich weiß nicht wie, so fremde bist,
Wenn wir im Schwarm der vielen Menschen sind,
Das schlägt mir alle Freude nieder.
Doch ja, wenn alles still und finster um uns ist,
Erkenn’ ich dich an deinen Küssen wieder.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Nähe“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
44
Entstehungsjahr
wahrscheinlich 1788
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das gegebene Gedicht trägt den Titel „Nähe“ und stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutsamsten Dichter der deutschen Literaturgeschichte. Er lebte von 1749 bis 1832, weshalb das Werk zeitlich in die Epoche der Klassik und Romantik einzuordnen ist, da beide literarischen Bewegungen in diesen Zeitspanne stattfanden.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr intim und persönlich. Es scheint, als würde das lyrische Ich direkt zu einer nahestehenden Person, genannt „geliebtes Kind“, sprechen.

Der Inhalt des Gedichtes dreht sich um das Thema Nähe sowie die Veränderung dieser Nähe in verschiedenen Situationen. Das lyrische Ich schildert, dass ihm seine geliebte Person inmitten einer Menschenmenge fremd und unvertraut erscheint. Diese Erfahrung verursacht ihm Kummer und nimmt ihm alle Freude. In der zweiten Hälfte des Gedichtes ändert sich diese Stimmung. Wenn sie alleine sind, in der Stille und Dunkelheit, kann das lyrische Ich seine geliebte Person anhand ihrer Küsse wiedererkennen und somit die vermisste Nähe und Intimität wiederherstellen.

Formal ist das Gedicht in sechs Verse unterteilt, die sich alle in einer einzigen Strophe befinden. Die Sprache ist direkt und emotional, zeigt die tiefen Gefühle des lyrischen Ichs und seine Sehnsucht nach Nähe und Intimität. Ein repetitives Element ist die Unsicherheit des lyrischen Ichs, die sich in den Wiederholungen „ich weiß nicht wie“ und „das schlägt mir alle Freude nieder“ zeigt. Dennoch endet das Gedicht auf einer positiven Note und verdeutlicht den Wert der intimen Augenblicke, die das lyrische Ich und seine geliebte Person teilen.

Das Gedicht vermittelt also eine Botschaft über die Dualität von Nähe und Distanz in zwischenmenschlichen Beziehungen und die emotionalen Auswirkungen, die diese Zustände hervorrufen können. Es zeigt die innige Sehnsucht nach Vertrautheit und die Melancholie, die durch das Gefühl der Fremdheit und Entfremdung entsteht.

Weitere Informationen

Johann Wolfgang von Goethe ist der Autor des Gedichtes „Nähe“. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. 1788 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Zwei sich deutlich unterscheidende Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und endete mit Goethes Tod im Jahr 1832. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Zu den bedeutenden Motiven der Weimarer Klassik gehören unter anderem Menschlichkeit und Toleranz. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Dichter haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik betrachtet werden. Aber nur Goethe und Schiller inspirierten und motivierten einander durch eine enge Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das 44 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „An den Mond“, „An den Schlaf“ und „An den Selbstherscher“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nähe“ weitere 1618 Gedichte vor.

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