Nächtlicher Heimweg von Joachim Ringelnatz
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Es wippt eine Lampe durch die Nacht. |
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Trapp klapp – |
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Ich will mir denken, |
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Daß meine Mutter jetzt noch wacht |
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Und will den Hut für sie schwenken. |
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Wir sind nicht, wie man seien soll, |
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Wir haben einander nur gern, |
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Doch meine Mutter ist alt und ist fern. |
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Und mir ist das Herz heut so voll. |
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Da kommt eine Frau mir entgegen, |
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Ich will was Gutes überlegen, |
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Weil sie so arm und eckig aussieht. |
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Aber die Frau entflieht. |
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Ich bin ihr zu verwegen. |
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Nun wird es still und wunderbar. |
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Kein Laut auf der Straße Mitte. |
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Nur drüben am anderen Trottoir |
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Gehn meine eignen Schritte. |
Details zum Gedicht „Nächtlicher Heimweg“
Joachim Ringelnatz
4
18
102
1933
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Nächtlicher Heimweg“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem bedeutenden deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Damit lässt sich das Gedicht zeitlich der Weimarer Republik zuordnen, einer Ära der deutschen Geschichte, die für ihre literarische Vielfalt und Experimentierfreude bekannt ist.
Bereits beim ersten Lesen fällt der lyrische, fast musikalische Rhythmus des Gedichts auf. Es ist geprägt von einer Stimmung der Melancholie und Einsamkeit, die das lyrische Ich auf seinem nächtlichen Heimweg erlebt.
Im Inhalt geht es zunächst um das lyrische Ich, das in der Dunkelheit des Nachthimmels eine Lampe wippen sieht. Es stellt sich vor, dass seine Mutter noch wacht und schwingt den Hut zu ihr. In der zweiten Strophe beschreibt das lyrische Ich seine Beziehung zu seiner Mutter: Sie sind nicht konventionell, lieben einander aber dennoch. Doch sie ist alt und weit entfernt und sein Herz ist voll. In der dritten Strophe begegnet dem lyrischen Ich eine Frau, die arm und eckig aussieht. Es versucht, etwas Gutes für sie zu überlegen, aber sie flieht, wahrscheinlich weil das lyrische Ich zu aufdringlich wirkt. In der letzten Strophe beschreibt das lyrische Ich die Stille der Nacht und die Einsamkeit seines Heimwegs, auf dem nur seine eigenen Schritte zu hören sind.
Mit diesen Worten möchte das lyrische Ich wahrscheinlich seine innere Gefühlswelt zum Ausdruck bringen – die Sehnsucht nach seiner Mutter, sein Mitgefühl für die arme Frau, seine Einsamkeit und innerer Frieden.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die unterschiedlich viele Verse haben: Die erste und die dritte Strophe haben jeweils fünf Verse, die zweite und vierte Strophe haben jeweils vier Verse. Die Sprache ist einfach und unprätentiös, wobei Ringelnatz oft kurze, prägnante Sätze und eine einfache Syntax verwendet. Darüber hinaus fällt auf, dass das Reimschema unregelmäßig ist und dass sich das lyrische Ich häufig direkt an die Leser wendet, was eine starke persönliche Note verleiht.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Nächtlicher Heimweg“ ist Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 102 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Zum Autor des Gedichtes „Nächtlicher Heimweg“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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