Nun mein Bautzen, gute Nacht! von Paul Pfeffer

Nun mein Bautzen, gute Nacht! das mich willig angenommen,
Da ich fremd und unbekannt bin auf diese Grenzen kommen,
Und wo mit so vielem Guten mich der Höchste hat bedacht,
Daß ich es nicht kann erzählen: Liebes Bautzen, gute Nacht!
 
Liebes Rathhaus, gute Nacht! dessen Mitglied ich gewesen:
Helfe Gott, daß man von dir allzeit möge hör’n und lesen,
Daß Du Deiner Bürger Bestes eben hast so hoch gebracht,
Als Dein eignes Wohlergehn! Liebes Rathhaus, gute Nacht!
 
Eidam, Enkel, gute Nacht! ich hab’ Euch Gott übergeben,
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Und verhoffe, daß Ihr stets künftig werdet also leben,
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Daß Ihr Gottes Huld und Gnade und der heiligen Engel Wacht
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Allzeit möget um Euch haben; Eidam, Enkel, gute Nacht!
 
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Lieben Freunde, gute Nacht! die ich auf der Welt noch habe,
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Und insonderheit, die Ihr jetzund mit mir geht zu Grabe,
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Da ich meinen Lebenswandel zum Beschlusse nun gebracht,
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Gott vergelt’ Euch Eure Liebe; Lieben Freunde, gute Nacht!
 
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Alles Eitle, gute Nacht! und was man vergänglich nennet!
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Ich bin durch den Tod nunmehr ganz und gar von Dir getrennet,
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Und an einen Ort gekommen, wo mich stetes Wohl anlacht,
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Ewigkeit, ach sei gegrüßet! Welt und Ende, gute Nacht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Nun mein Bautzen, gute Nacht!“

Autor
Paul Pfeffer
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
194
Entstehungsjahr
1736
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nun mein Bautzen, gute Nacht!“ wurde von Paul Pfeffer verfasst, der von 1651 bis 1736 lebte. Dies lässt auf eine zeitliche Einordnung in den Barock schließen.

Der erste Eindruck beim Lesen dieses Gedichts ist melancholisch. Es handelt sich um eine Art Abschiedsgedicht, in dem das lyrische Ich verschiedenen Aspekten seines Lebens - seiner Heimatstadt, seinen Freunden und seiner Familie und letztlich sogar der Welt selbst - Gute Nacht sagt.

Das lyrische Ich zieht eine Bilanz seines Lebens und ist dankbar für das, was es erlebt hat. Mit jedem Abschied dankt es ihm nahestehenden Personen und Orten. Dies legt die Vermutung nahe, dass das lyrische Ich auf sein Lebensende zusteuert und dies als letzten Gruß an die Welt sieht. Es ist prinzipiell positiv gestimmt und zeigt Zufriedenheit mit seinem Leben, jedoch wirkt das Gedicht auch wehmütig und nachdenklich und spiegelt die Vergänglichkeit des Lebens wider.

Das Gedicht folgt einer klaren Struktur. Es ist in fünf Strophen mit jeweils vier Versen unterteilt. Jede Strophe endet mit einem „gute Nacht!“, was dem Gedicht eine gewisse Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit verleiht. Im Bezug auf die Sprache ist auffällig, dass das Gedicht sehr formell und höflich wirkt. Es verwendet eine altertümliche, fast schon ehrfurchtsvolle Sprache, die typisch für die Barockzeit ist. Des Weiteren zeigen die zahlreichen Beziehungen zu Gott und zum Jenseits, dass das lyrische Ich tief religiös ist und einen starken Glauben hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Nun mein Bautzen, gute Nacht!“ ein melancholisches Abschiedsgedicht ist, das auf das Lebensende des lyrischen Ichs hinweist und eine Bilanz seines Lebens zieht. Es zeichnet sich durch seine formelle, ehrfurchtsvolle Sprache und seine klare Struktur aus. Es ist eingebettet in den Kontext des barocken Zeitalters, in dem der Glaube an Gott und ein Leben nach dem Tod eine zentrale Rolle spielten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nun mein Bautzen, gute Nacht!“ von Paul Pfeffer. Geboren wurde Pfeffer im Jahr 1651 in Neustadt (Glogau). Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1736 zurück. Erschienen ist der Text in Budissin [Bautzen]. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Aufklärung zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 194 Worte. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nun mein Bautzen, gute Nacht!“ keine weiteren Gedichte vor.

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