Nothwendigkeit und Freiheit von Carl Streckfuß

Kannst du dem Auge gebieten: erblicke dies schön und dies häßlich? –
Wie die Gestalt dir sich zeigt, spiegelt sie drinnen sich ab.
Kannst du dem Herzen gebieten: dies liebe – dies hasse – so viel auch
Sollst du lieben – so viel hassen – nicht minder, noch mehr? –
Was dir als würdig erscheint, du liebst es, so viel es dir werth scheint,
Und so hassest du auch, was dir das Hassen erweckt.
Kannst du dem Geiste gebieten: dies glaube? – Nur das, was dir wahr ist,
Glaubst du – kein Predigen hilft, minder noch Zürnen und Zwang.
Willkühr ist dir versagt im Schauen, im Lieben, im Glauben,
10 
Spiegel nur bist du dabei, Spiegel des äußeren Bilds.
11 
Aber wenn du nun schaust, liebst, hassest und glaubest und nicht glaubst,
12 
Wenn sich ins Leben hinaus drängt das gespiegelte Bild,
13 
Neugestaltet im Innern, und nun zur That wird, die dein ist,
14 
Dann hab’ Acht; denn du bist wollend und handelnd dann frei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Nothwendigkeit und Freiheit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
153
Entstehungsjahr
1833
Epoche
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nothwendigkeit und Freiheit“ wurde von Carl Streckfuß verfasst, einem deutschen Dichter der Weimarer Klassik und der Romantik, der von 1778 bis 1844 lebte.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht tiefgründig mit einer klar abgegrenzten Struktur, die den Inhalt in Form von Fragen und Antworten präsentiert. Es wirkt als philosophische Reflexion über Themen wie Freiheit, Notwendigkeit, subjektive Wahrnehmungen und Handlungen.

Inhaltlich setzt sich das Gedicht mit dem Dialog zwischen dem lyrischen Ich und dem Leser auseinander. Es stellt Fragen zu unseren individuellen Fähigkeiten, unsere Wahrnehmungen und Gefühle nach unserem Belieben zu steuern und zieht eine klare Linie zwischen dem, was wir steuern können und was nicht. Das lyrische Ich betont, dass es keine Willkür im Sehen, Lieben oder Glauben gibt, da wir uns lediglich als Spiegel der äußeren Bilder betrachten. Aber wenn wir nach unseren Wahrnehmungen und Glauben handeln, sind wir frei.

Die Form des Gedichts ist durch 14 Verse charakterisiert, ein üblicher Aufbau eines Sonetts. Jedoch folgt es nicht dem traditionellen Reimschema eines Sonetts und kann als Blankvers bezeichnet werden, was zur philosophischen Tiefe des Gedichts beiträgt. Die Wortwahl ist anspruchsvoll, aber prägnant, was die Fragen und Antworten hervorhebt und den Leser zum Nachdenken anregt.

Sprachlich verwendet Streckfuß eine Reihe rhetorischer Fragen, um eine kritische Auseinandersetzung mit den Themen Notwendigkeit und Freiheit zu führen. Es ist ein Aufruf zur Reflexion und Selbstbeobachtung, der den Leser bereits ab den ersten Versen in seinen Bann zieht und zur aktiven Mitarbeit auffordert.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gedicht „Nothwendigkeit und Freiheit“ eine philosophische Erörterung über die Grenzen unserer Freiheit und Notwendigkeit in Bezug auf unsere Wahrnehmungen und Handlungen ist. Es ist ein tiefgründiges Werk, das zur Reflexion über die menschliche Natur und die Rolle der Freiheit in unserem Leben anregt.

Weitere Informationen

Carl Streckfuß ist der Autor des Gedichtes „Nothwendigkeit und Freiheit“. 1778 wurde Streckfuß in Gera geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1833 zurück. Der Erscheinungsort ist Halle. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 153 Worte. Die Gedichte „An Maria del Caro“, „An Nadine“ und „An die Kronprinzessin von Preußen“ sind weitere Werke des Autors Carl Streckfuß. Zum Autor des Gedichtes „Nothwendigkeit und Freiheit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 50 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Carl Streckfuß (Infos zum Autor)

Zum Autor Carl Streckfuß sind auf abi-pur.de 50 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.