Nie bist du ohne Nebendir von Joachim Ringelnatz
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Eine Wiese singt. |
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Dein Ohr klingt. |
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Eine Telefonstange rauscht. |
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Ob du im Bettchen liegst |
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Oder über Frankfurt fliegst, |
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Du bist überall gesehen und belauscht. |
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Gonokokken kieken. |
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Kleine Morcheln horcheln. |
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Poren sind nur Ohren. |
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Alle Bläschen blicken. |
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Was du verschweigst, |
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Was du den andern nicht zeigst, |
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Was dein Mund spricht |
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Und deine Hand tut, |
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Es kommt alles ans Licht. |
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Sei ohnedies gut. |
Details zum Gedicht „Nie bist du ohne Nebendir“
Joachim Ringelnatz
4
16
61
1931
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Nie bist du ohne Nebendir“ ist von dem deutschen Autor Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Er war bekannt für seine oft humorvollen und gesellschaftskritischen Gedichte. Daher lässt sich dieses Gedicht in die Epoche des Expressionismus einordnen.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht surrealistisch und etwas unheimlich. Es erweckt das Gefühl, dass das lyrische Ich nie allein ist und ständig beobachtet wird.
Da es sich um ein recht kurzes Gedicht handelt, ist die Deutung nicht ganz einfach, aber ganz grob gesagt geht es um ständige Überwachung oder Beobachtung. In einfachen Worten könnte man sagen, dass das lyrische Ich die ganze Zeit spürt, wie die Natur und sogar kleinste Organismen es im Auge behalten und beobachten. Alles was das lyrische Ich tut, wird registriert und kommt ans Licht.
Die Strophenlänge variiert im Gedicht von zwei bis sechs Versen. Es folgt kein klassisches Versmaß oder Reimschema, was typisch für Gedichte des Expressionismus ist. Inhaltlich möchte das lyrische Ich wohl zum Ausdruck bringen, dass wir als Individuen nie ganz allein sind - sei es durch die Natur, die uns umgibt, oder durch unsere Taten und Worte, die immer eine Wirkung haben.
Auffällig ist auch die Sprache des Gedichts: Es werden konkrete, alltägliche Dinge wie eine Telefonstange oder ein Flug über Frankfurt erwähnt, aber auch abstrakte, fast fremde Begriffe wie „Gonokokken“ oder „Morcheln“, die das Gedicht etwas surreal erscheinen lassen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gedicht „Nie bist du ohne Nebendir“ von Joachim Ringelnatz auf eine surreale und etwas beunruhigende Weise aufzeigt, dass wir als Individuen immer beobachtet und wahrgenommen werden - sei es durch die uns umgebende Natur oder durch unsere eigenen Taten und Worte. Es macht deutlich, dass wir nie ganz für uns sind und unser Handeln immer Konsequenzen hat.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nie bist du ohne Nebendir“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1931 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 61 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Nie bist du ohne Nebendir“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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