Nicht düstre, Theosoph, so tief! von Georg Friedrich Daumer

Nicht düstre, Theosoph, so tief!
Nicht blicke, Moralist, so scheel!
Wir möchten gerne selig sein,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
 
Hinschmachtend in der Wüste Sand
Gleichwie die Kinder Israel,
Schrei’n wir zu Gott um Labungen,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
 
Was kümmert uns der Tuba-Baum,
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Und was der Engel Gabriel?
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Wir suchen einer Schenke Thür’,
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Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
 
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Wir lieben unsern alten Wirth
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Und haben deß auch keinen Hehl;
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Wir fliehen alle Heuchelei,
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Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
 
17 
Nicht Menschenblut vergießen wir
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Auf wilden Hasses Wuthbefehl;
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Der Rebe Blut genießen wir,
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Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
 
21 
Wir öffnen unsern Busenschrein
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Der Liebe köstliches Juwel
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Mit vollen Händen auszustreu’n,
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Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
 
25 
Wir preisen unser süßes Herz
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Vierzeilig oder im Gasel;
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Dem Holden ist der Dichter hold,
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Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
 
29 
Du trage keuchend jede Last,
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Dem Esel gleich und dem Kameel!
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Wir schütteln unsre Bürden ab,
32 
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Nicht düstre, Theosoph, so tief!“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
174
Entstehungsjahr
1846
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nicht düstre, Theosoph, so tief!“ stammt von Georg Friedrich Daumer, der vom 5. März 1800 bis 13. Dezember 1875 lebte. Daumer gehörte zur Epoche des Biedermeiers und der Romantik. Die Themen seiner Gedichte mieden oft den direkten politischen Diskurs, legten aber dennoch einen Fokus auf das Innenleben des Individuums und auf gesellschaftliche Normen.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht in einem leichten, fast spöttischen Ton gehalten ist. Es ist eine Art Konversation oder Debatte zwischen dem lyrischen Ich und einigen imaginären Kritikern. Der repetitive Vers „Und dieses ist ja wohl kein Fehl“ verdeutlicht dabei das Selbstverständnis und die gesellschaftliche Kritik des lyrischen Ichs.

Mit einfachen Worten gibt das Gedicht einen Einblick in die Wertschätzung des Lebensgenusses und der Natur der menschlichen Emotionen. Es beschreibt die Verachtung gegenüber dogmatischen oder heuchlerischen Verhaltensweisen und plädiert stattdessen für Einfachheit und Authentizität.

Die Form des Gedichts ist streng und regelmäßig. Jede der acht Strophen besteht aus vier Versen. In jedem dieser Vierverser findet sich eine klar als Aufforderung oder Verteidigung getarnte Kritik an bestimmten sozialen Normen oder einem Verhalten. Die Sprache des Gedichts ist einfach und unprätentiös, was gut zu der Botschaft passt, die das Gedicht vermittelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht eine humorvolle und ironische Kritik an der Heuchelei, Pseudomoral und Dogmatismus ist. Es feiert das einfache Vergnügen, Authentizität und Liebe als universelle menschliche Werte, die angesichts strenger gesellschaftlicher Erwartungen oft übersehen oder unterbewertet werden.

Weitere Informationen

Georg Friedrich Daumer ist der Autor des Gedichtes „Nicht düstre, Theosoph, so tief!“. Daumer wurde im Jahr 1800 in Nürnberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1846 zurück. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 174 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke des Dichters Georg Friedrich Daumer sind „O wär ich ein See, so spiegelhell“, „Ob feindselige Winde“ und „Sollte mich in plötzlichem Ruin“. Zum Autor des Gedichtes „Nicht düstre, Theosoph, so tief!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 20 Gedichte vor.

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