Nicht doch! von Richard Dehmel

Mädel, laß das Stricken – geh,
thu den Strumpf bei Seite heute;
das ist was für alte Leute,
für die jungen blüht der Klee!
Laß, mein Kind;
komm, mein Schätzchen!
siehst du nicht, der Abendwind
schäkert mit den Weidenkätzchen ...
 
Mädel liebes, sieh doch nicht
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immer so bei Seite heute;
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das ist was für alte Leute,
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junge sehn sich ins Gesicht!
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Komm, mein Kind,
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sieh doch, Schätzchen:
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über uns der Abendwind
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schäkert mit den Weidenkätzchen ...
 
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Siehst du, Mädel, war’s nicht nett
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so an meiner Seite heute?
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Das ist was für junge Leute,
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alte gehn allein zu Bett! –
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Was denn, Kind?
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weinen, Schätzchen?
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Nicht doch – sieh, der Abendwind
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schäkert mit den Weidenkätzchen ...
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Nicht doch!“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nicht doch!“ stammt von Richard Dehmel, einem deutschen Dichter, der von 1863 bis 1920 lebte. Dehmel gehört zur literarischen Epoche des Naturalismus, der sich durch seine realitätsnahe Darstellung des Alltags und seiner gesellschaftlichen Probleme auszeichnet. Allerdings finden sich in seinen Werken auch gehäuft symbolistische und impressionistische Züge, die seine Gedichte wortreich und bildhaft gestalten.

Beim ersten Lesen des Gedichts fallen sofort die Wiederholungen und die leichtfüßige, fast tänzerische Sprache auf. Das lyrische Ich spricht ein Mädchen an und bittet es, seine Arbeit zur Seite zu legen und den Moment zu genießen. Es vermittelt das Gefühl der Jugend und Leichtigkeit, indem es das Stricken – eine Tätigkeit, die eher älteren Menschen zugeschrieben wird – in Kontrast zu dem blühenden Klee – ein Symbol für jugendliche Frische und Lebenslust – setzt.

Der Inhalt des Gedichts besteht aus dem Appell des lyrischen Ichs an das junge Mädchen, die Freuden des Moments zu erleben und das Stricken beiseitezulegen. Das lyrische Ich will ihr auf liebevolle Weise nahebringen, dass es Zeit ist, die Beschäftigungen und Sorgen der älteren Generation beiseite zu legen und stattdessen die Jugend zu feiern, indem man sich gegenseitig anschaut und den Abendwind genießt.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch den regelmäßigen Aufbau der Strophen und die Wiederholung bestimmter Phrasen und Sätze, was dem Gedicht einen rhythmischen, geflügten Klang verleiht und das Gefühl der Leichtigkeit und Unbeschwertheit noch verstärkt. Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch die einfache, alltägliche Wortwahl und den Einsatz von Alliterationen (wie „siehst du“, „Schätzchen“, „Abendwind“ und „Weidenkätzchen“) aus, die den Klang des Gedichts angenehm und fließend machen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Dehmels Gedicht „Nicht doch!“ den Leser dazu auffordert, sich vom Alltag loszusagen und die Schönheit des Unbeschwerten, des Jugendlichen und der Natur zu genießen. Es erinnert uns daran, dass die Jugend eine Zeit des Genießens und des Lebens ist - ein Kontrast zu den Sorgen und der Routine des Alters. Dabei bedient sich Dehmel einer einfachen, aber dennoch kunstvollen Sprache, die das Gedicht zugänglich und angenehm zu lesen macht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Nicht doch!“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard Dehmel. Dehmel wurde im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1893. In München ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 110 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Ballade vom Volk“, „Bann“ und „Bastard“. Zum Autor des Gedichtes „Nicht doch!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

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