Neujahrsnachtfahrt von Joachim Ringelnatz

Wenn du nachts in ein Auto steigst
Und dir ist bang und winterlich zu Mut,
Und du dem Chauffeur die Richtung zeigst,
Und sagst: „Sie fahren gut.“
 
Wenn du so den Kopf des Wagenlenkers lenkst,
Daß er's gar nicht gewahrt,
Wie du traurig bist und an Sterben denkst, —
Das ist nächtliche Fahrt.
 
Draußen leuchtet Volk und lacht und schießt. —
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Mitlächelnd denkst du fremdwärts still
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An etwas, was du vom Flugzeug aus siehst,
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An ein Flüßchen, das unter dir weit fließt
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Sohin, dorthin, wo es muß; nicht will.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Neujahrsnachtfahrt“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der zwischen 1883 und 1934 gelebt hat, ist der Autor des Gedichts „Neujahrsnachtfahrt“. Zeitlich lässt sich dieses Gedicht in die Epoche der Weimarer Republik einordnen, die dem Autor als Inspirationsquelle für seine humorvoll-skurrilen Texte diente.

Auf den ersten Blick erzeugt „Neujahrsnachtfahrt“ eine melancholische Atmosphäre. Der Hauptfokus liegt auf dem lyrischen Ich, das eine nächtliche Fahrt in einem Auto unternimmt. Die dunkle und kalte Jahreszeit spiegelt die innere Melancholie und das Unbehagen des lyrischen Ich wider.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine nächtliche Autofahrt an Neujahr. Das lyrische Ich steigt in ein Auto ein, gibt die Fahranweisungen und kommentiert positiv die Fahrkünste des Fahrers. Doch trotz äußerlicher Zufriedenheit scheint das Ich innerlich unruhig und traurig zu sein, denkt sogar an den Tod. Dabei bleibt unbemerkt von dem Fahrer. Gleichzeitig wird auch die lebendige Feierlichkeit der Menschen draußen beschrieben, die das Neue Jahr begrüßen, während das lyrische Ich still und zurückgezogen bleibt, ihren Gedanken nachhängt.

Das lyrische Ich scheint resigniert und hat sich emotional von seiner Umgebung abgekapselt. Die Gedichte erzeugen eine düstere, melancholische Stimmung, möglicherweise ein Hinweis auf die innere Zerrissenheit oder Depression des lyrischen Ichs, die sich im starken Kontrast zur fröhlichen Neujahrsstimmung außerhalb des Autos befindet.

Die Form des Gedichts ist regelmäßig mit je 4 Versen in den ersten beiden Strophen und 5 Versen in der letzten Strophe. Die Sprache ist klar und einfach, es werden keine extravaganten Metaphern oder sprachlichen Bilder verwendet, was die trübe Stimmung und das simple Thema unterstützt. Es wird jedoch perspektivisch gearbeitet, indem die innere und äußere Welt miteinander kontrastiert werden, was die innere Ebene des lyrischen Ichs hervorhebt. Der wiederholte Gebrauch verschiedener, Teilweise subtiler, indirekter Hinweise auf die traurige Stimmung des lyrischen Ichs verstärkt die melancholische Atmosphäre des Gedichts.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Neujahrsnachtfahrt“ ist Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1932 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 87 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Zum Autor des Gedichtes „Neujahrsnachtfahrt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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