An eine schöne Schlummernde von Heinrich Julius Ludwig von Rohr

Schlummre sanft! Um dich, du Engel, müssen
Himmelspalmen Kühlung wehn;
Blümchen dir im Quell des Lebens sprießen,
Und dein Schutzgeist um dich stehn!
 
Milde Träume lieblich dich umschweben,
Ach! und deines Dichters fernes Bild
Dich in nie gewohnter Näh’ umschweben
In der Dämm’rung Nebel eingehüllt!
 
Daß verschleyernd seine tausend Mängel
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Du, o Himmlische! so hold ihm lachst!
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Und dadurch ihn seeliger als Engel,
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Hochbeglükter ihn als Götter machst! –
 
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Schlummre lange so! Doch eitles Hoffen! –
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Ja, die hohe Wonne ist dahin!
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O! schon sah ich deine Augen offen
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Meinen Himmel! und die Täuschung flieh’n!
 
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Nun erblikst du tausend, tausend Mängel,
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Unwerth bin ich nun, daß du mir lachst,
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Und dadurch mich seliger als Engel
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Hochbeglückter mich als Götter machst! –
 
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v. R.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „An eine schöne Schlummernde“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1792
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Heinrich Julius Ludwig von Rohr, der von 1767 bis 1810 lebte, und kann daher der Zeitepoche der Spätaufklärung bzw. des Sturms und Drangs zugeordnet werden.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht einen romantischen, fast schwärmerischen Eindruck. Es scheint ein Ausdruck von tiefer Liebe und Bewunderung zu sein, allerdings auch mit einem Hauch von Melancholie und Selbstzweifel.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine schlafende Frau, die es als besonders schön und fast übernatürlich wahrnimmt. Die ersten zwei Strophen beschreiben ihre ruhige Schlafszene und die Hoffnung des lyrischen Ichs, in ihren Träumen präsent zu sein. In der dritten Strophe drückt der Dichter aus, dass er durch ihre (mögliche) Zuneigung glücklicher ist als Götter, obwohl er sich seiner vielen Fehler bewusst ist. In der vierten Strophe wird jedoch klar, dass dies ein Wunschdenken ist und die Frau bereits aufgewacht ist und seiner Idealvorstellung nicht entspricht. Die letzte Strophe zeigt erneut seine Selbstzweifel und den Wunsch nach ihrer Zuneigung auf.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen, die je vier Verszeilen umfassen, abgesehen von der letzten Strophe, die nur aus einem Vers besteht. Es hat keinen festen Reimschema. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, die Nutzung von Naturbildern, religiösen und mythologischen Elementen (Himmelspalmen, Engel, Götter) ist typisch für die romantische Poesie. Sie verleihen dem Gedicht eine überhöhte, fast spirituelle Atmosphäre. Aber es gibt auch eine gewisse Einfachheit und Direktheit in der Art, wie das lyrische Ich seine Gefühle und Selbstwahrnehmung darstellt. Dies verdeutlicht seine Ehrlichkeit und das Bewusstsein seiner menschlichen Mängel.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An eine schöne Schlummernde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Julius Ludwig von Rohr. Rohr wurde im Jahr 1767 in Holzhausen (heute Stadtteil von Kyritz) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1792. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 122 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Julius Ludwig von Rohr sind „An meinen Freund Herrn P. St.“ und „Epistel“. Zum Autor des Gedichtes „An eine schöne Schlummernde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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