Neue Melodieen spiel’ ich von Heinrich Heine

Neue Melodieen spiel’ ich
Auf der neugestimmten Zitter.
Alt ist der Text! Es sind die Worte
Salomos: Das Weib ist bitter.
 
Ungetreu ist sie dem Freunde,
Wie sie treulos dem Gemahle!
Wermuth sind die letzten Tropfen
In der Liebe Goldpokale.
 
Also wahr ist jene Sage
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Von dem dunklen Sündenfluche,
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Den die Schlange dir bereitet,
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Wie es steht im alten Buche?
 
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Kriechend auf dem Bauch, die Schlange,
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Lauscht sie noch in allen Büschen,
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Kos’t mit dir noch jetzt wie weiland,
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Und du hörst sie gerne zischen.
 
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Ach, es wird so kalt und dunkel!
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Um die Sonne flattern Raben,
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Und sie krächzen. Lust und Liebe
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Ist auf lange jetzt begraben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Neue Melodieen spiel’ ich“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1844
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Neue Melodien spiel' ich“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Da Heine von 1797 bis 1856 lebte und seine aktive Schaffenszeit vor allem auf die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts fiel, lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine eher melancholische Stimmung vermittelt. Das lyrische Ich scheint enttäuscht und betrübt zu sein.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine Situation von Enttäuschung und Resignation. Das lyrische Ich spielt neue Melodien auf einer neu gestimmten Zither, die alte Texte untermalen: Worte von König Salomo, in denen er das Weib als bitter bezeichnet. In den folgenden Strophen wird die Untreue der Frau gegenüber dem Freund und dem Ehemann thematisiert und als bitterer Wermut in einem ansonsten goldenen Pokal der Liebe beschrieben. Die Erzählung wird durch eine biblische Anspielung auf die Sünde und den Fluch der Schlange ergänzt, die noch immer in allen Büschen lauere und dessen Zischen das lyrische Ich noch immer gerne höre. In der letzten Strophe ändert sich die Stimmung: Es wird kalt und dunkel, Raben flattern um die Sonne, Lust und Liebe scheinen für lange Zeit begraben zu sein.

Dies alles scheint auf eine Erfahrung von Liebe und Verrat hinzuweisen. Das lyrische Ich drückt seinen Schmerz und seine Enttäuschung aus und stellt die ewige Wahrheit der alten Worte Salomos und die fortwährende Präsenz der Schlange aus der biblischen Erzählung fest.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen zu je vier Versen. Die Sprache ist recht einfach und direkt, aber durch die Anspielungen auf die Bibel erhält sie eine tiefe symbolische Dimension. Die wiederholte Verwendung von Metaphern und Symbolen (die Zither, der goldene Pokal, die Schlange, die Raben) trägt zur Komplexität und Mehrdeutigkeit des Textes bei. Dazu kommen noch lyrische Elemente wie die Personalisierung der Liebe und der Lust und die allegorische Darstellung des Weibes. Doch trotz dieser lyrischen Elemente bleibt Heines Sprache relativ klar und verständlich. Sie verleiht der Ausdruckskraft des Gedichts Tiefe und lässt Raum für unterschiedliche Interpretationen.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Neue Melodieen spiel’ ich“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. 1844 ist das Gedicht entstanden. In Hamburg ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 109 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“, „Almansor“ und „Als ich, auf der Reise, zufällig“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Neue Melodieen spiel’ ich“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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