Neue Liebe von Louise Otto-Peters

Wenn mit neuen Glutgefühlen und mit sehnendem Verlangen,
Einem Herzen ist die Liebe gleich der Sonne aufgegangen,
Da erwachen neue Lieder so die neue Schöpfung preisen,
Aus den langverstummten Innern klingts in wunderreichen Weisen.
 
Aber eine Liebe weiß ich, eine, die uns mehr erschüttert
Und ihr Aufgang gleicht der Sonne, wenn die Wetterwolke wittert,
Wenn die Fluren tauig glänzen und die Vögel wonnig schmettern
Und in rabenschwarzen Wolken Blitze machtlos niederklettern.
 
Freiheit! Freiheit ist die Sonne und der Freiheit gilt dies Lieben,
10 
Wollet nimmer Euch verwundern, daß, die frühe stumm verblieben,
11 
Von den deutschen Sängern allen, jetzt auch Schlachtenlieder singen –
12 
Freiheit, des Jahrhunderts Göttin heischt solch waffenhelles Klingen.
 
13 
Drohet nur ihr dunklen Wolken, so die Sonne noch umzogen
14 
Eure Blitze falln wie Pfeile von den schlaffgewordnen Bogen,
15 
Fallen machtlos, zündlos nieder, schrecken nur der Feigen Wege,
16 
Doch wir Andern sprechen tröstend: seht! es sind nur kalte Schläge.
 
17 
Laut besingen die Geliebte heischt des Liebenden Begehren
18 
Ihre Huld in Liedern preisen und vor aller Welt sie ehren.
19 
Kämpfen auch sie zu besitzen, sterben, für die Liebste sterben –
20 
Dazu sind wir all begeistert, die um’s Liebchen „Freiheit“ werben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Neue Liebe“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
187
Entstehungsjahr
1840-1850
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Neue Liebe“ wurde von Louise Otto-Peters verfasst, welche von 1819 bis 1895 lebte. Sie war eine bedeutende deutsche Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung. Demzufolge ist das Gedicht in der Epoche des 19. Jahrhunderts, genauer in der Zeit des Vormärz und der bürgerliche Revolution in Deutschland zu verorten.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht das mit der Liebe übliche lyrische Ich mit Gefühlen der Sehnsucht und Leidenschaft durchzieht. Jedoch nimmt das Gedicht eine unerwartete Wendung, indem es die „Liebe“ als Metapher für den Kampf um Freiheit und Gleichberechtigung nutzt.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Ode an die neue „Liebe“, die Freiheit. Die erste Strophe spricht von einer aufgehenden Sonne, was häufig als Zeichen für einen Neubeginn interpretiert wird. Hier steht der Ausdruck für die aufkeimende Liebe und das damit verbundene helle Leuchten, das Gefühle der Freude und Hoffnung auslöst. In der zweiten Strophe wird eine andere Form von Liebe skizziert, die stärker erschüttert. Sie gleicht der aufgehenden Sonne während eines Wetters - einer Liebe, die mit Gefahr einhergeht und dennoch die Dunkelheit durchbricht und Licht bringt. Die weiteren Strophen offenbaren, dass es sich bei dieser „Liebe“ um die Sehnsucht nach Freiheit handelt. Die Freiheit wird letztlich als Geliebte verehrt, für die es sich zu kämpfen und, wenn nötig, zu sterben lohnt.

Die Dichterin nutzt sowohl einfache als auch komplexere Sprache, vereint aber beide gekonnt, um ein Gefühl großer Leidenschaft und tiefen Engagements zu erzeugen. Form und Sprache des Gedichtes sind gefüllt mit Naturbildern und von Symbolik durchzogen - aufgehende Sonne, das Wetter, dunkle Wolken, Blitze - die alle dazu dienen, die Emotionen und den Konflikt der Liebenden, welche für die Freiheit kämpfen, zu illustrieren.

Zusammenfassend ist „Neue Liebe“ ein kraftvolles Gedicht, das die Sehnsucht nach Freiheit und das daraus resultierende Engagement dafür mit Leidenschaft vermittelt. Die Autorin Louise Otto-Peters nutzt die klassische Metapher der Liebe, um die tiefe Leidenschaft und Entschlossenheit, die in der Sehnsucht nach Freiheit und Gleichstellung liegt, abzubilden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Neue Liebe“ der Autorin Louise Otto-Peters. Die Autorin Louise Otto-Peters wurde 1819 in Meißen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1850. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 187 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Louise Otto-Peters sind „An Alfred Meißner“, „An August Peters“ und „An Byron“. Zur Autorin des Gedichtes „Neue Liebe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 106 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Louise Otto-Peters (Infos zum Autor)

Zum Autor Louise Otto-Peters sind auf abi-pur.de 106 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.