Neue Liebe von Frank Wedekind

Du Mädchen in des Lebens vollster Pracht
Hast mich zu lichtem Flammenmeer entfacht;
Das züngelt blutig bis ans Sternenzelt,
Von keinem Blick behütet und bewacht.
 
Und faßt die Flamme nicht die ganze Welt,
Wie dich und den, der dich umfangen hält?
Ein einz’ger Zwieklang durch den weiten Raum,
Der Jubel der vereinten Schöpfung gellt.
 
Vergangenheit wird uns ein düstrer Traum,
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Am Horizont ein schwarzer Wolkensaum;
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Doch auch das Glück, daraus mein Lied erschallt,
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In seiner Göttlichkeit noch fass’ ich’s kaum,
 
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Bis daß mich deine irdische Gestalt,
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Bis daß mich deiner Sinne Glutgewalt
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Von jedem dumpfen Traumgewirr befreit
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Durch nie geträumter Freuden Wirklichkeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Neue Liebe“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
104
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Neue Liebe“ wurde von Frank Wedekind geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Schauspieler, der zwischen 1864 und 1918 lebte. Die zeitliche Einordnung fällt damit in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert.

Der erste Eindruck ist voller Energie, Leidenschaft und Ekstase. „Neue Liebe“ handelt offensichtlich von dem wunderbaren und erhebenden Gefühl der frisch entdeckten Liebe.

Das lyrische Ich spricht direkt zu der Person, in die es verliebt ist, und beschreibt ihre körperliche und sinnliche Attraktivität („Du Mädchen in des Lebens vollster Pracht“), die es mit der Leidenschaft eines lodernden Flammenmeeres in Verbindung bringt. Die neuen Gefühle scheinen das ganze Universum zu erfassen und die Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern („Und faßt die Flamme nicht die ganze Welt“). Auch das Vergangene erscheint in neuem Licht („Vergangenheit wird uns ein düstrer Traum“).

Sprachlich gesehen verwendet Wedekind eine sehr bildhafte, metaphorische Sprache, die stark von seiner Theaterarbeit geprägt sein könnte. Die rote Farbe von Blut und Flamme könnte Leidenschaft darstellen, während dunkle und düstere Bilder die Vergangenheit repräsentieren. Im letzten Vers erlebt das lyrische Ich eine Art Erweckung durch die körperliche Liebe („Bis daß mich deiner Sinne Glutgewalt/Von jedem dumpfen Traumgewirr befreit“).

Die Form des Gedichts ist streng strukturiert, mit vier gleich langen Strophen mit jeweils vier Versen - dieses Muster könnte Sicherheit oder Ordnung inmitten der durch Liebe und Leidenschaft ausgelösten Verwirrung symbolisieren.

Zusammenfassend ist „Neue Liebe“ ein kraftvolles Gedicht, das die transformierende Kraft der ersten Liebe darstellt, die aus dem lyrischen Ich eine Art neugeborenes Wesen macht. Es verbindet leidenschaftliche Bilder mit struktureller Strenge, um eine Zeit der intensiven emotionalen Veränderungen darzustellen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Neue Liebe“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Wedekind wurde im Jahr 1864 in Hannover geboren. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 104 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „An Elka“, „An Francisca de Warens“ und „An Madame de Warens“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Neue Liebe“ weitere 114 Gedichte vor.

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